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Geschwindigkeitsrekord: Fledermaus schneller als jeder Vogel?

Die schnellste "Maus" von Mexiko? Die Mexikanische Bulldoggfledermaus erreicht offenbar die höchsten Fluggeschwindigkeiten im Tierreich. Forscher stoppten sie jetzt mit 160 km/h.
Mexikanische Bulldoggfledermäuse beim massenhaften Ausfliegen aus der Wohnhöhle

Bis jetzt gelten Mauersegler als die schnellsten Flieger im Tierreich – zumindest was den horizontalen Flug angeht. Nun jedoch könnten Mexikanische Bulldoggfledermäuse (Tadarida brasiliensis) den Vögeln den Rang ablaufen: Untersuchungen in Texas zeigen, dass die Tiere bei ihren ausgedehnten nächtlichen Streifzügen Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometern pro Stunde erreichen. Noch ist allerdings nicht klar, ob womöglich unbemerkte Windböen den Tieren zusätzlichen Schub verliehen hatten.

Ein Team um Martin Wikelski vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell und seinem Kollegen Gary McCracken von der University of Tennessee in Knoxville hat in sieben aufeinander folgenden Nächten Bulldoggfledermäuse beim Ausschwärmen aus der Wohnhöhle eingefangen und mit einem 0,45 Gramm schweren Sender versehen. Dann verfolgten sie das Tier vom Flugzeug aus. Ungefähr alle zwei bis vier Minuten, wenn sie feststellten, dass sich das Flugzeug direkt über der Fledermaus befand, speicherten sie dessen GPS-Position. Aus der Zeit und der Distanz zwischen den einzelnen Messpunkten errechneten sie dann die mittlere Fluggeschwindigkeit.

Mexikanische Bulldoggfledermäuse fliegen mitunter mehrere Kilometer hoch und legen bei der Nahrungssuche pro Nacht bis zu 50 Kilometer zurück. Laut den Messungen der Forscher liegt ihre Durchschnittsgeschwindigkeit bei ungefähr 20 Kilometern pro Stunde. Warum sie dazwischen die Geschwindigkeit erhöhen – bis hin zu den rekordverdächtigen Werten –, wissen die Wissenschaftler nicht. Die Form der Funksignale zeigt, dass sie während dieser Phasen eine andere Flügelschlagfrequenz einnehmen. Die Tiere unterbrechen das Auf und Ab der Flügel dann häufig für ganz kurze Gleitphasen.

Das Team um Wikelski ist darum davon überzeugt, dass es sich nicht um einen Messfehler handelt. Weder seien die Hochgeschwindigkeitspassagen parallel zur allgemein vorherrschenden Windrichtung verlaufen noch ließen sie sich mit Sturzflügen in Verbindung bringen. Dennoch wenden Kritiker ein, dass sie das Ergebnis erst dann akzeptieren wollen, wenn die Faktoren Rückenwind und Schwerkraft definitiv ausgeschlossen werden könnten. Gemeinhin gelten Vögel im Vergleich zu Fledermäusen als die besseren Flieger. Die Befunde des Wissenschaftlerteams widersprechen der Annahme, dass Vögel deshalb auch schneller fliegen.

Die unangefochtenen Spitzenreiter, was das reine Durchqueren des Luftraums angeht, sind allerdings Wanderfalken. Bei ihren Sturzflügen erreichen sie annähernd 400 Stundenkilometer. Hier hilft allerdings die Schwerkraft ganz erheblich bei der Beschleunigung.

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