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Benachteiligung: Männer in Elitelaboren stellen lieber Männer ein

Die Emanzipation ist offensichtlich an vielen Spitzenwissenschaftler in den USA vorüber gegangen: Sie versammeln lieber Männer in ihren Abteilungen um sich.
Forscher im Labor

Leitende Wissenschaftler in US-amerikanischen Forschungseinrichtungen stellen in ihren Laboren bevorzugt andere Männer ein. Das gilt vor allem für Elitezentren, in denen Nobelpreisträger arbeiten: Sie bilden deutlich weniger Frauen bis zur Professur aus als von Frauen geleitete Labore, in denen das Geschlechterverhältnis ausgeglichener ist. Etwas besser schneiden zudem Arbeitsgruppen ab, die von Forschern ohne Nobelpreis geführt werden, doch auch hier herrscht ein starkes männliches Übergewicht. Da überdurchschnittlich viele Professuren mit Nachwuchswissenschaftlern aus Elitelabors besetzt würden, könne dies das Geschlechterungleichgewicht in medizinischen oder biologischen Forschungseinrichtungen erklären, so Koautor Jason Sheltzer vom Massachusetts Institute of Technology gegenüber "Nature".

Frauen produzieren in den USA mittlerweile mehr als die Hälfte aller Doktorarbeiten in den Biowissenschaften, doch stellen sie nur 18 Prozent aller Professuren. Wie die Zahl der Frauen im Verlauf der wissenschaftlichen Karrierebahn abnimmt, verdeutlicht die Studie von Sheltzer und Co: So stellen Frauen bei leitenden Wissenschaftlerinnen 46 Prozent der Postdocs und 53 Prozent der Doktoranden, bei Männern nimmt der Anteil auf 36 Prozent der Postdocs und 47 Prozent der Graduierten ab. Die stärkste Geschlechterungerechtigkeit herrscht jedoch bei Laureaten im Labor: Das Verhältnis von Mann zu Frau beträgt hier drei zu eins. Dagegen zeige sich bei weiblichen Spitzenkräften kein Trend zum verstärkten Ungleichgewicht, je höher die Laborleiterin ausgezeichnet ist: Die Zahlen gleichen sich hier weit gehend. Die Studie zeige, dass Qualität eben nicht das einzige Entscheidungskriterium bei einer Einstellung sei, so Sheltzer, der gleichzeitig auch warnt: "Wenn Frauen in der Forschung unterrepräsentiert sind, weil wir sie künstlich ausschließen, dann verlangsamt dies auch den wissenschaftlichen Fortschritt."

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  • Quellen
Proc. Natl Acad. Sci. 10.1073/pnas.1403334111, 2014

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