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Unterirdisches Leben: Fracking lässt eigentümliche Bakterien heranwachsen

Einzigartige Lebensgemeinschaften entstehen unter den merkwürdigsten Bedingungen - zum Beispiel unter dem chemischen Dauerbeschuss in Fracking-Bohrlöchern tief unter der Erde.
Bohrtürme auf einem Gasfeld in den USA

Sämtliche Vorteile, Risiken und Nebenwirkungen des Frackings scheinen nach Jahren des Streits eigentlich erschöpfend ausdiskutiert. Ein paar Überraschungen hält die umstrittene Bohrmethode aber doch noch bereit, berichten nun Forscher der Ohio State University. Die Mikrobiologen entdeckten, dass sich in gefrackten Gesteinsschichten eine bis dato völlig unbekannte, aber sehr einheitliche und typische unterirdische Mikrobenfauna entwickeln kann. Vor Ort tummeln sich etwa 31 unterschiedliche Vertreter der neuen Bakteriengattung Frackibacter, die nirgendwo sonst unter oder über der Erde vorzukommen scheint.

Offenbar sind diese Bakterien nur im Zuge der chemischen und geologisch-physikalischen Eingriffe beim Fracking in einem sehr speziellen Umfeld heimisch geworden, berichten Kelly Wrighton und ihr Team: Das typische mikrobielle Ökosystem entstand in der Zusammensetzung fast identisch an zwei unterschiedlichen, weit voneinander entfernten und von unterschiedlich vorgehenden Förderfirmen betriebenen Bohrungen. Einmal herangewachsen, scheint die Bakteriengemeinschaft sich dann dauerhaft einrichten zu können: Das typische Gemisch fand sich über 328 Tage hinweg stets gleichförmig in Proben aus den gefrackten Bodenschichten. Neben den charakteristischen Frackibacter-Vertretern, die offenbar von einigen wenigen in geringer Zahl schon vor der Bohrung in der Tiefe lebenden Keimen abstammen, finden sich auch bekannte Keime, die eindeutig aus Grundwasserschichten über den Fracking-Stellen, von der Oberfläche oder aus den eingeleiteten Flüssigkeiten stammen.

Die Fracking-Mikrobengemeinschaft forme sich unter hohen Temperaturen und starkem Druck; vor allem der hohe Salzgehalt in der Fracking-Zone scheint aber taugliche und untaugliche Bakterienkandidaten zu selektieren: Erstere synthetisieren zum Schutz gegen den hohen Salzgehalt Glycinbetaine, die dann von anderen Bakterien, etwa den Frackibacter-Arten, aufgenommen und zweitverwertet werden können.

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