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Ernährung: Früher Verzehr von Erdnüssen schützt vor Erdnussallergie

Kontakt zu Erdnüssen ist besser als Vermeidung – zumindest für Kleinkinder, die ein erhöhtes Allergierisiko aufweisen.
Erdnüsse

Bisher empfehlen Experten den Eltern von Kindern, die ein erhöhtes Risiko tragen, später im Leben eine Erdnussallergie zu entwickeln, ihre Sprösslinge lieber von den entsprechenden Lebensmitteln fernzuhalten. Eine groß angelegte klinische Studie, die Forscher um Gideon Lack vom King's College London im "New England Journal of Medicine" veröffentlicht haben, deutet nun jedoch an, dass das genau der falsche Weg sein könnte, um einer Nahrungsmittelallergie vorzubeugen. Die Wissenschaftler rekrutierten für ihre Untersuchung 600 Säuglinge und Kleinkinder im Alter von vier bis elf Monaten, die auf Grund verschiedener Vorerkrankungen wie einem Ekzem oder einer Hühnereiweißallergie ein erhöhtes Erdnussallergierisiko aufwiesen. Per Zufall unterteilten sie ihre Probanden in zwei Gruppen: Die Eltern der einen Gruppe bekamen die Anweisung, wie bisher empfohlen bei der Ernährung ihrer Kinder komplett auf erdnusshaltige Lebensmittel zu verzichten, die anderen verabreichten ihren Sprösslingen dreimal pro Woche kleine erdnusshaltige Snacks, die zusammen etwa sechs Gramm Erdnussprotein enthielten. Diese Ernährung führten die Eltern weiter, bis die Kinder schließlich fünf Jahre alt waren.

Nun testeten die Wissenschaftler, wie viele Teilnehmer aus beiden Gruppen tatsächlich eine Erdnussallergie entwickelt hatten. Dabei entdeckten sie, dass die Konfrontationstaktik offenbar besser funktioniert hatte als die Vermeidungsstrategie: Während insgesamt 17 Prozent der Kinder, die Erdnüsse strikt gemieden hatten, bis zu einem Alter von fünf Jahren eine Allergie entwickelten, waren es bei den Probanden, die regelmäßig Erdnussproteine zu sich genommen hatten, nur 3 Prozent. "Unsere Ergebnisse deuten somit darauf hin, dass die bisherigen Empfehlungen, erdnusshaltige Nahrungsmittel zu meiden, falsch gewesen sein könnten. Möglicherweise haben wir mit ihnen die Zahl der Nahrungsmittelallergien sogar noch in die Höhe getrieben", so Lack.

In einer Folgestudie wollen die Forscher nun untersuchen, ob die Erdnusstoleranz auch anhält, wenn die Probanden ein Jahr lang auf ihre Erdnussmahlzeiten verzichten. Unklar ist außerdem, ob Kinder, die bereits starke Anzeichen für eine Erdnussallergie aufweisen, ebenfalls gefahrlos von dem Ansatz profitieren können. Lack und Kollegen schlossen solche Kinder zunächst von ihrer Studie aus. Die Forscher raten daher in jedem Fall zur Vorsicht: Eltern mit Säuglingen oder Kleinkindern, die ein erhöhtes Risiko tragen, sollten den regelmäßigen Verzehr von Erdnussprodukten in jedem Fall mit ihrem Kinderarzt oder einem Allergologen abklären.

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