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News: Frühzeitiger Kaiserschnitt schützt Babies vor HIV

Die Gefahr, daß eine HIV-positive werdende Mutter das Virus auf ihr Kind überträgt, läßt sich um etwa die Hälfte verringern, wenn das Kind mit einem Kaiserschnitt zur Welt gebracht wird, bevor die Wehen einsetzen. Das hat die bisher umfangreichste Studie auf diesem Gebiet gezeigt.
"Die Ergebnisse können sinnloses Leid und den Verlust von Leben verhindern", sagte Duane Alexander, der Direktor des National Institute of Child Health and Human Development, wo die Studie durchgeführt wurde. "Ein Kaiserschnitt bringt zwar Risiken für die Mutter, deshalb muß jeder Fall individuell entschieden werden, aber die Tatsache ist zwingend: Er verringert das Risiko einer HIV-Übertragung um mindestens 50 Prozent." In die Studie (New England Journal of Medicine, April 1999) einbezogen wurden Daten von über 8000 jungen Müttern aus Europa und Nordamerika, von denen etwa zehn Prozent durch einen frühen Kaiserschnitt gebaren. Die Untersuchung bestätigt in Europa erstellte Statistiken aus den frühen 90er Jahren. Amerikanische Studien hatten bislang keinen Einfluß des Kaiserschnittes auf die Infektionsrate festgestellt.

Die Übertragung des Virus geschieht in der Mehrzahl aller Fälle während der Wehen und der Niederkunft, wenn die Fruchtblase bereits geplatzt ist und es zum Kontakt mit Körperflüssigkeiten der Mutter kommen kann.

Davor schützt ein sogenannter elektiver oder primärer Kaiserschnitt, der vor dem Einsetzen der Wehen durchgeführt wird. Das Risiko der Übertragung bei Müttern, die das HIV-hemmende Medikament AZT einnahmen und mit einem Primärkaiserschnitt gebaren, betrug zwei Prozent gegenüber mehr als sieben Prozent bei einer normalen Geburt. Zehn Prozent aller Frauen, die kein AZT bekamen, infizierten ihr Kind bei der Geburt durch Primärkaiserschnitt, gegenüber 19 Prozent bei vaginaler Geburt. Der sogenannte reguläre Kaiserschnitt, der erst nach Einsetzen der Wehen erfolgt, hat dagegen auf das Übertragungsrisiko nahezu keinen Einfluß.

Die Unterschiede zwischen vorangegangenen europäischen und amerikanischen Studien führen Experten darauf zurück, daß in letzteren kaum zwischen primären und regulärem Kaiserschnitt unterschieden wurde.

Die Leiterin der Studie, Jennifer Read, wies darauf hin, daß der potentielle Vorteil des Kaiserschnittes abgewogen werden muß mit den Risiken von postoperativen Komplikationen und anderen Problemen der HIV-positiven Mütter. Auch der Zeitpunkt der Operation habe große Bedeutung: "Es ist ein wichtiger Punkt, den Zug nicht zu verpassen und den Schnitt wirklich früh zu machen".

Organisationen wie die Deutsche AIDS-Hilfe raten schon seit längerer Zeit zu Entbindung durch primären Kaiserschnitt.

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