Sozialverhalten: Gen bestimmt den Lebensrhythmus der Honigbiene
Die Arbeiterinnen der Honigbiene widmen sich zu Beginn ihres Lebens ausschließlich der Pflege des Larven ihres Nestes. Erst ab der dritten Wochen fliegen sie auf Nahrungssuche, bei der sie sich entweder auf Pollen oder auf Nektar spezialisieren. Diese Arbeit verrichten sie dann bis zu ihrem Tode. Seit der Sequenzierung des Honigbienen-Genoms im Herbst vergangenen Jahres wurde vermutet, dass Vitellogenin bei der Umstellung von der Brutpflege auf die Nahrungssuche eine entscheidende Rolle spielen könnte.
Die Forscher um Mindy Nelson schalteten daher bei über einhundert Honigbienen mittels RNA-Interferenz das Vitellogenin-Gen aus und verglichen die derart manipulierten Insekten mit ihren Artgenossen. Die behandelten Bienen wandten sich früher der Nahrungssuche zu und bevorzugten dabei das Einsammeln von Nektar. Auch starben sie früher als ihre Artgenossen.
Hinter diesem Verhalten steckt nach der Ansicht der Forscher ein komplexes Zusammenspiel des Vitellogenin-Proteins mit dem so genannten Juvenilhormon der Honigbiene, das maßgeblich an der Kontrolle der Synthese von Proteinen beteiligt ist. Dieses beeinflusst einerseits die Produktion des Vitellogenin-Proteins, wird aber andererseits auch von diesem unterdrückt. In den ersten Wochen des Arbeiterinnenlebens unterdrückt das Vitellogenin demnach das Juvenilhormon, was die Arbeiterinnen zur Brutpflege animiert. Ab der dritten Woche gewinnt dann wiederum das Hormon die Überhand, die Nahrungssuche wird eingeleitet. Die Höhe des so kontrollierten Vitellogenin-Levels schließlich bestimmt, ob die Bienen sich auf Pollen oder Nektar spezialisieren.
Den früheren Tod der manipulierten Bienen erklären sich die Forscher damit, dass Vitellogenin den Körper vor freien Radikalen schütze.
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