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Alte Kulturen: Gigantische Bewässerungsanlage aus Chinas Jungsteinzeit

Die Menschen der Liangzhu-Kultur haben das Wasser des Jangtse schon in der Jungsteinzeit in großem Maßstab auf ihre Reisfelder umgeleitet. Setzten sie so eine politische und soziale Messlatte für viele asiatische Hochkulturen nach ihnen?
Archäologische Spuren der Liangzhu und ihres Bewässerungssystems

Die Menschen der Liangzhu-Kultur an der Südostküste Chinas haben im Jangtse-Flusstal bereits in der ausgehenden Jungsteinzeit ein riesiges, wohlorganisiertes Bewässerungsprojekt angelegt. Archäologen dokumentierten dies nun auf einer Fläche von 300 Hektar, wo vor etwa 5100 Jahren Dämme, Gräben und Schleusen Gestalt anzunehmen begannen und das Terrain veränderten. Die wohl streng hierarchisch organisierte Gemeinschaft hinterließ schließlich eine der ältesten groß angelegten Agrarlandschaften der Menschheitsgeschichte, berichten die Ausgräber um Yijie Zhuang vom University College in London in "PNAS".

Man kannte die Menschen der spätjungsteinzeitlichen Kultur im Süden Chinas schon als Obstgärtner und handwerklich fortschrittliche Schmuckdesigner; vor allem basierte ihre Gesellschaft aber wohl auf Reis, der in überfluteten Terrassenfeldern angebaut wurde. Die Anlage offenbart eine enorme kollektive Bauleistung in großem Maßstab, die sicherlich von einer Herrscherelite organisiert und dirigiert wurde. Die Angehörigen dieser Oberschicht fanden Liangzhu-Archäologen bereits seit den 1970er Jahren in den reich mit Jadeschmuckbeigaben ausgestatteten Gräbern der Umgebung.

Womöglich ist bei den Liangzhu sogar so etwas wie ein Prototyp der späteren "hydraulischen Zivilisation" zu erkennen, die bis in die frühe Neuzeit hinein in vielen Regionen Asiens die Basis von Hochkulturen wie etwa dem Khmer Reich waren: In solchen Gemeinwesen sorgte akribisch geplante und streng von oben organisierte Bautätigkeit für ein Infrastruktursystem, durch das die Menschen unabhängiger von Jahreszeiten und Monsunregen waren. So konnten beispiellose Bevölkerungszahlen erreicht werden, die dann zum Machtfaktor wurden. Aus den Dimensionen der Liangzhu-Anlagen schließen die Forscher um Zhuang, dass hier auch schon am Ende der Jungsteinzeit Tausende von Menschen im näheren Umkreis um den Siedlungskern Unterhalt fanden. Weltweit gibt es nur wenige ähnlich alte und vergleichbare Anlagen: etwa die vielleicht 5600 Jahre alte Jawa-Fundstelle im Jordantal und die einige Jahrhunderte jüngeren Bewässerungsprojekte in Mesopotamien.

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