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Großteleskop: Gran Telescopio CANARIAS (GTC) offiziell eingeweiht

Gran Telescopio CANARIAS (GTC) | Das Gran Telescopio CANARIAS (GTC) steht mit seinem 10,4-Meter-Spiegel auf dem 2400 Meter hohen Roque de los Muchachos auf La Palma in Spanien. Das zu 90 Prozent von spanischen Instituten finanzierte Teleskop ist Teil der Europäischen Nordsternwarte. Der Hauptspiegel des Teleskops besteht genau wie diejenigen der geringfügig kleineren Keck-Teleskope auf Hawaii aus 36 Einzelelementen.
Das größte Spiegelteleskop der Welt steht seit August 2008 auf dem Roque de los Muchachos auf La Palma. Am 24. Juli 2009 weihte nun das spanische Königspaar das Gran Telescopio CANARIAS (GTC) offiziell ein. Ende Mai 2009 fanden die ersten Beobachtungen statt. Das 130 Millionen Euro teure Teleskop der Europäischen Nordsternwarte befand sich seit dem Jahr 1999 im Bau.

Das wichtigste Instrument der Teleskops, die CanariCam, ist auf den Infrarotbereich spezialisiert. Zusammen mit der starken Vergrößerung des Teleskops bei einem Sichtfeld von nur acht Bogenminuten könnte der Detektor noch die Wärme eines Tellers Suppe auf dem Mond feststellen. Die zweite Kamera, OSIRIS, kann einzelne Frequenzen im sichtbaren Licht und nahen Infrarot herausfiltern. So lässt sich gezielt nach chemischen Vorgängen im All suchen. Das GranTeCan, wie es auch genannt wird, ist das erste erdgebundene Teleskop mit dieser Möglichkeit. Weitere Instrumente folgen in den kommenden Jahren.

Optik des GTC | Der Hauptspiegel des GTC besteht aus 36 Glaskeramikelementen des deutschen Herstellers Schott, die sich individuell bewegen lassen, damit der Spiegel in jeder Lage seine optimale Form behält. Seine Oberfläche entspricht derjenigen eines runden 10,4-Meter-Spiegels und besitzt eine maximale Unebenheit von 15 Nanometern. Der 1,2-Meter-Sekundärspiegel des GTC aus Beryllium wiegt gerade einmal 55 Kilogramm.
Der Hauptspiegel des Teleskops besitzt einen Durchmesser von 10,4 Metern und übertrifft damit knapp die Zehn-Meter-Spiegel der zwei Keck-Teleskope auf Hawaii. Keck kann mit beiden Spiegeln jedoch zusammengeschaltet Licht sammeln und durch Interferometrie die Schärfe eines 85-Meter-Teleskops erreichen. Der Spiegel des GTC besteht wie derjenige von Keck aus 36 sechseckigen Segmenten aus Zerodur, einer Glaskeramik des deutschen Herstellers Schott in Mainz, die unter dem Namen Ceran auch in Küchenherden Anwendung findet. Die Oberfläche des GTC-Spiegels ist bis auf rund 130 Atomdurchmesser präzise poliert, was ebenfalls das Keck leicht übertrifft.

In der Rangliste der größten freischwenkbaren Spiegel folgt als nächstes das Large Binocular Telescope in Arizona mit zwei 8,4-Meter-Spiegeln, danach das Very Large Telescope in Chile mit vier 8,2-Meter-Spiegeln. Die vier bisher genannten Teleskope werden zu einer gemeinsamen Generation gerechnet, da sie alle in einem Zeitraum von 15 Jahren in Betrieb gingen und auf einem vergleichbaren technischen Stand arbeiten.

Sie alle besitzen eine "aktive Optik". Ihre Hauptspiegel sind hydraulisch verformbar und behalten auch in gekippter Position stets ihre optimale Krümmung. Darüber hinaus besitzen alle der großen erdgebundenen Teleskope eine "adaptive Optik". Sie gleicht atmosphärische Turbulenzen mit Hilfe eines kleinen verformbaren Spiegels mehrere hundert Mal pro Sekunde aus, um unscharfe Bilder zu vermeiden.

Voraussichlich im Jahr 2018 werden die aktuellen Teleskope in ihrer Spitzenposition abgelöst durch eine neue Generation mit Hauptspiegeldurchmessern zwischen 20 und 50 Metern. Bis dahin wird das GTC ein wichtiger Teil der weltweiten astronomischen Forschung sein. Geplante Untersuchungen reichen von Exoplaneten über Sternentwicklung, Schwarzen Löchern bis zur Ausdehnung des Universums.

Ralf Strobel

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