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News: Haarwuchs auf Knopfdruck

Haare wachsen nicht permanent, sondern in Schüben. Damit sie nach einer Ruhephase wieder länger werden, muss ein Protein kurz aktiv werden – aber nicht zu lange.
Haarwuchs bei Mäusen
Das Protein beta-Catenin mischt bei vielen Prozessen im Körper mit: Es sorgt für den Zusammenhalt von Gewebeverbänden, die Kommunikation der Zellen und steuert das Zellwachstum. Und wie so häufig können auch hier Fehler in diesen Mechanismen fatale Folgen haben – im Falle von beta-Catenin ist es Darmkrebs.

Welche Rolle beta-Catenin bei der Krebsentstehung spielt, wollten David Van Mater und seine Kollegen von der University of Michigan untersuchen. Die Wissenschaftler hatten transgene Mäuse gezüchtet, bei denen Beta-Catenin defekt war: Es nahm seine Arbeit nur dann auf, wenn es von außen mit der Substanz 4-OHT dazu angeregt wurde. Also bekamen die Tiere den Rücken geschoren, und auf die kahle Stelle sollte zur Aktivierung von Beta-Catenin so lange 4-OHT aufgetragen werden, bis sich die ersten Geschwulste zeigen. Dann sollte das Protein durch den Entzug von 4-OHT wieder abgeschaltet werden, um zu sehen, ob die Tumoren wieder verschwänden.

Doch es kam anders: Auf den Mäuserücken entstanden überhaupt keine Krebsgeschwüre, lediglich die Haarfollikel in der Haut wucherten wie wild. Weitere Hautveränderungen ließen vermuten, dass die Wachstumsphase der Haare verstärkt war. Die Forscher änderten daraufhin kurzerhand ihren Plan und versuchten, durch kurzfristiges Anschalten von Beta-Catenin das Fell zum Wachsen anzuregen, anstatt den Schalter durch Dauerstimulation wie zuvor quasi permanent gedrückt zu halten.

Denn Haare wachsen schubweise: Auf eine Wachstumsphase folgen eine Übergangs- und eine Ruhephase. Aus dieser Ruhepause wollte Van Mater die Haare nun herausholen. Wieder rasierte er den transgenen Nagern den Rücken, und wieder gab er 4-OHT darauf – diesmal jedoch nur ein einziges Mal während der Ruhephase der Haare.

Der Erfolg ließ 15 Tage auf sich warten. Dann hatten die Mäuse aber wieder ein dichtes Fell, das sich in nichts von dem vor der Rasur unterschied. Kontrollmäuse ohne extern regulierbares Beta-Catenin blieben demgegenüber kahl. Die kurze Aktivierung von Beta-Catenin hatte also wie ein Schalter das Haarwachstum in Gang gesetzt.

Glatzenträger seien aber vor verfrühter Hoffnung gewarnt: Mit der Entdeckung der Schalterfunktion von Beta-Catenin seien nach Ansicht der Forscher zwar theoretische Wege zur Stimulation von Haarwachstum gefunden, doch bei Kahlköpfen sei die Lage wesentlich komplizierter. Meist seien bei ihnen die Haarfollikel verformt, sodass die bloße Aktivierung des Wachstums kaum normale Haare hervorbringen würde. Zudem drohe bei unzureichender Regulierung die Gefahr von Krebs.

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