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Hirnentwicklung: Härtere Strafen lassen Jugendliche kalt

Teenager passen ihr Verhalten weniger an Strafe und Belohnung an als Erwachsene: Hohe Anreize sind ihnen schnuppe. Der Grund dafür liegt offenbar im Gehirn.
Jugendliche liegt im Gras und hört Musik

Erwachsene geben sich in aller Regel mehr Mühe bei der Bewältigung einer Aufgabe, wenn ihnen sonst eine besonders harte Strafe – oder umgekehrt: eine besonders große Belohnung winkt. Jugendliche ticken in dieser Hinsicht allerdings offenbar anders. Darauf deutet nun eine Untersuchung von Wissenschaftlern um Catherine Insel von der Harvard University in Cambridge, Massachusetts hin.

Die Forscher beauftragten knapp 90 Teenager und junge Erwachsene zwischen 13 und 20 Jahren damit, Bilder von Planeten zu sortieren. Für jede richtige Zuordnung bekamen sie entweder einen größeren oder einen kleineren Geldbetrag ausbezahlt oder aber von ihrem bereits erzielten Gewinn wieder abgezogen. Probanden im Alter von 19 und 20 Jahren zeigten dabei dasselbe Verhalten wie Erwachsene, die sich in anderen Untersuchungen mit ähnlichen Aufgaben konfrontiert sahen: Sie legten sich vor allem dann ins Zeug und steigerten letztlich ihre Performance, wenn es viel zu gewinnen oder zu verlieren gab. Bei den jüngeren Teilnehmern ließ sich dieses Muster jedoch nicht beobachten. Sie schnitten stets gleich gut ab, egal ob die Anreize hoch oder niedrig waren.

Hirnscans, die die Forscher während des Experiments durchführten, offenbarten auch im Gehirn Unterschiede zwischen den Jugendlichen und den jungen Erwachsenen: Bei den 19- und 20-Jährigen kommunizierten im Fall von hohen Geldsummen Areale, die Belohnungen und Bestrafungen bewerten, verstärkt mit solchen, die regulieren, wie viel kognitive Ressourcen für eine Aufgabe bereitgestellt werden. Je deutlicher dieses Muster ausgeprägt war, desto mehr konnten die Probanden ihre Leistung steigern, wenn auch die Anreize stiegen. Bei den Teenagern war die Kommunikation zwischen diesen Arealen dagegen nur schwach ausgeprägt und je jünger sie waren, desto geringer fiel sie aus.

Insel und ihr Team glauben, dass das Gehirn von Heranwachsenden auf Grund dieser fehlenden kortikostriatalen Konnektivität noch nicht in der Lage dazu ist, mehr geistige Ressourcen zu aktivieren, wenn es ums Ganze geht. Deshalb lassen sie große Belohnungen und harte Strafen vergleichsweise kalt.

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