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Geologie: Hatte der Grand Canyon einen Vorgänger?

Nachdem Forscher erst kürzlich das Alter des Grand Canyons von sechs auf 17 Millionen Jahre erhöht hatten, präsentieren Wissenschaftler des California Institute of Technology nun neue Ergebnisse, die erste Einschnitte sogar ins frühe Tertiär datieren. Vor 55 Millionen Jahren soll demnach bereits ein Canyon vorhanden gewesen sein, den der Colorado im Folgenden nutzte [1].

Rebecca Flowers von der Universität von Colorado in Boulder und ihre Kollegen bestimmten die Gehalte von Uran-, Thorium- und Helium-Isotopen in dem Mineral Apatit von Proben aus dem Graben und den angrenzenden Hochebenen. Das Verhältnis der Isotope zueinander verrät, wann die Umgebung des Minerals kühler als 70 Grad Celsius wurde und zeigt damit an, in welcher Tiefe die betrachteten Schichten lagerten und wann sie die Oberfläche erreichten und der Erosion preisgegeben wurden.

Da die Forscher auf dem Plateau dieselben Werte maßen wie am Grund des Canyon, folgern sie, dass es bereits vor dem Einschneiden des Colorado in den letzten Jahrmillionen ein ähnlich tiefes Flusstal gab, das bereits vor 55 Millionen Jahren bestanden hatte. Vor 28 Millionen Jahren begann dann – nach einer Phase geringer Erosion – ein flächenhaftes Abtragen sowohl des Plateaus als auch des Talbodens, sodass der Proto-Canyon quasi in die Tiefe durchgepaust wurde.

Die Ergebnisse untermauern zwei weitere jüngere Studien, die der bisherigen Altersdatierung von sechs Millionen Jahren widersprochen hatten. So hatten Karl Karlstrom von der Universität von New Mexico und seine Kollegen eine Erosionsgeschwindigkeit ermittelt, die zu gering gewesen wäre, um die Tiefe des Canyons zu erklären [2]. Und erst im März 2008 berichteten Victor Polyak, ebenfalls von der Universität von New Mexico, und seine Kollegen von Isotopen-Datierungen, die zumindest für einen Teil des Canyons ein Alter von 17 Millionen Jahre ergaben [3]. (af)

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