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Gebärmutter: Helfen Plazentapillen gegen Wochenbettdepression?

Der Verzehr der Plazenta nach der Geburt des Kindes ist der neueste Trend - nicht nur in den USA. Doch bringt diese Speise überhaupt etwas? Die Fakten sprechen eine klare Sprache.
Ungeborenes in der Gebärmutter

Manche Trends sind auf den ersten Blick nicht nachzuvollziehen – und auf den zweiten Blick ebenso wenig. Dazu gehört ziemlich sicher der Verzehr der Plazenta nach der Geburt des Kindes, der im angelsächsischen Raum mittlerweile recht weite Verbreitung gefunden hat und auch in Deutschland (natürlich) Nachahmer findet. Befürworter argumentieren, dass wir Menschen zu den wenigen Ausnahmen unter den Säugetieren gehören, die das Verspeisen nicht praktizieren. Dabei sei die Plazenta doch voll mit Nährstoffen, die nach der Niederkunft Müttern helfen könne, sich zu regenerieren. Roh gegessen oder getrocknet als Pillen geschluckt sollen sie Erschöpfung lindern, Wochenbettdepressionen verhindern und die Milchproduktion anregen. Das Ganze hat aber auch Schattenseiten, wie ein Bericht des US-amerikanischen Centers for Disease Control and Prevention zeigte: Ihm zufolge hatte eine Mutter über ihre Plazentapillen ihr Neugeborenes mit gefährlichen Keimen angesteckt.

Schädliche Wirkungen können also vorkommen. Doch auch die angeblichen förderlichen Effekte treten offensichtlich nicht ein. Das zeigt eine Studie von Sharon Young von der University of Nevada in Las Vegas und ihrem Team, die in "Women and Birth" publiziert wird. In einem klinischen Test hatten sie 12 frischgebackene Mütter mit Plazentapillen und 15 weitere mit einem Placebo versorgt, wobei die gesamte Gruppe mehrfach vor und nach der Geburt untersucht wurde. Beobachtet wurde unter anderem die Stimmung der Mütter, die Bindung zu ihrem Kind und Erschöpfungssignale. In keiner der Kategorien beobachteten die Wissenschaftler eine signifikante Verbesserung. Einzig im Bereich depressiver Verstimmungen bemerkten sie bei der Plazenta-Gruppe einen sehr kleinen Rückgang der Symptome, der zukünftig noch einmal mit einer größeren Teilnehmerzahl untersucht werden könne, so Young und Co. Außerdem wiesen beide Gruppen kleine, aber nachweisbare Unterschiede im Hormonhaushalt auf. Doch bis diese Daten vorliegen, raten die Experten weiterhin vom Verzehr ab – zumal die Produktion der Pillen gegenwärtig keine Gesundheitsgefahren beseitigen kann.

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