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Giftstoffe: Herbizid verhindert Froschvermehrung

Verweiblichte Krallenfrosch-Männchen kopulieren
Das Unkrautvernichtungsmittel Atrazin verweiblicht männliche Frösche, kastriert sie auf chemischem Weg und stört so die Vermehrung der Froschgemeinschaft massiv. Schon seit Längerem war bekannt, dass das Herbizid schwere Störungen in der Embryonalentwicklung von Fröschen und anderen Wirbeltieren verursachen kann.

Atrazin | Atrazin zählt zu der Substanzklasse der Triazin-Derivate und ist ein die Fotosynthese hemmendes, hauptsächlich im Maisanbau, aber auch im Zuckerrohr-, Sorghum- und Ananasanbau eingesetztes Herbizid. In den 1980er Jahren wurde festgestellt, dass das Wasser vieler Trinkwasserreservoirs Atrazingehalte von über 0,1 Mikrogramm pro Liter aufwies. Dieser Wert entspricht der maximal zulässigen Pestizidmenge im Trinkwasser. Atrazin ist daher als grundwassergefährdend eingestuft und seit 1991 in der BRD verboten. Auf Grund seiner relativ hohen Wasserlöslichkeit (33 Milligramm pro Liter) und des geringen Octanol-Wasser-Verteilungskoeffizienten (KOW = 25-155) ist es sehr mobil, gelangt also schnell vom Boden in Oberflächen- und Grundwasser. Hinzu kommt, dass es in der Umwelt relativ persistent ist, obwohl es sich im Laborversuch in wässrigen Lösungen leicht abbaubar darstellte.
Tyrone Hayes von der University of California in Berkeley und seine Kollegen untersuchten nun zudem, ob sich unter dem Einfluss von Atrazin verweiblichte Männchen als Erwachsene noch fortpflanzen konnten: Die Ergebnisse ließen bessere Rückschlüsse auf den akuten Einfluss der omnipräsenten Atrazinrückstände auf die Amphibienpopulationen zu. Hayes' Team zeigte, dass die dem Gift ausgesetzten Männchen tatsächlich weniger fruchtbar wurden sowie gestörte Hormonspiegel und ein verändertes Sexualverhalten aufwiesen. Manche vollständig verweiblichte Männchen paarten sich zudem mit nicht betroffenen Männchen, produzierten dabei aber nur selten Nachwuchs.

In den meisten europäischen Ländern ist der Einsatz von Atrazin verboten. Wo, wie in den USA, das Herbizid noch eingesetzt wird, findet es sich in Gewässern jedoch in recht hohen Konzentrationen und relativ lange Zeit. Atrazin und seine Abbauprodukte gelangen ins Grundwasser und sind noch in weiter Entfernung vom Einsatzgebiet nachweisbar. Sie sind für viele Organismen unterschiedlich gefährlich und stören nachweislich besonders Amphibien. Beim Menschen treten bei direktem Kontakt Reizungen von Haut und Atemwegen auf. (jo)
  • Quellen
Hayes, T.B. et al.: Atrazine induces complete feminization and chemical castration in male African clawed frogs (Xenopus laevis). In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0909456107, 2010.

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