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Neurophysiologie: Hirnaktivität bei folgenschweren Fehlern

Bei Fehlentscheidungen differenziert unser Gehirn zwischen solchen, die unangenehme Konsequenzen nach sich ziehen, und anderen, bei denen wir ungeschoren bleiben oder lediglich auf eine Belohnung verzichten müssen.

Während einer Serie von 360 rasch aufeinander folgenden Tests hatten Wissenschaftler um Stephan Taylor von der Universität von Michigan bei zwölf gesunden Versuchspersonen mittels funktioneller Magnetresonanz-Tomografie die Aktivität im hinteren Bereich des so genannten vorderen cingulären Kortex (rostral Anterior Cingulate Cortex, rACC) beobachtet. Diese Hirnregion am oberen Stirnlappen reagiert bei Fehlern beziehungsweise bei schwierigen Entscheidungen zwischen widersprüchlichen Alternativen.

Innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde sollten die Probanden beispielsweise Buchstabenreihen erfassen und nicht passende Schriftzeichen aussortieren. Dabei waren einige der Testfragen bei falschen Antworten mit Strafen und andere bei richtiger Antwort mit einer Belohnung zwischen 25 Cent und zwei Dollar belegt. Wieder andere waren frei von beidem. Die Forscher statteten die Probanden mit einem fiktiven Startkapital von zehn Dollar aus und stellten ihnen in Aussicht, den eventuellen Überschuss aus dem Test behalten zu dürfen. Sofort nach ihrer jeweiligen Antwort erfuhren die Testpersonen, ob sie richtig oder falsch getippt beziehungsweise zu spät reagiert hatten.

Besonders intensiv arbeitete dabei der anteriore cinguläre Kortex, wenn die Probanden Fehler bemerkten, die sie Geld kosteten. Zog der Fehler keinen Verlust nach sich beziehungsweise verfehlten die Testpersonen lediglich einen Gewinn, war dieser Bereich wesentlich weniger aktiv. Da dieses Hirnareal auch Emotionen verarbeitet, vermuten die Wissenschaftler, dass die Bewertung von Fehlern und Gefühlsregungen eng miteinander verknüpft sind.

Bei vorherigen Studien mit Patienten mit Zwangstörungen reagierte der rACC immer gleich heftig. Zudem klagten die Betroffenen fast immer über große Angst vor Fehlern. Die Forscher wollen nun die gleiche Studie mit entsprechenden Patienten durchführen und spekulieren, zukünftig bessere Behandlungsmethoden entwickeln zu können.

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