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Suggestibilität: Hirnasymmetrie erhöht Hypnotisierbarkeit

Hypnose bei Schrenck-Notzing, Gemälde von Albert von Keller, um 1885
Rund ein Zehntel aller Menschen gibt den Suggestionen eines Hypnotiseurs besonders leicht nach, ein weiteres Zehntel verlangt ihm hingegen wahre Meisterstücke ab. Alle anderen finden sich irgendwo dazwischen wieder. Wo genau, könnte möglicherweise an der Art und Weise liegen, in der ihre Gehirnhälften vernetzt sind, wie jetzt eine Studie des britischen Psychologen Peter Naish ergab.

Den Ergebnissen zufolge verfügt, wer sich von Suggestionen unbeeindruckt zeigt, über ausbalancierte Hirnhemisphärenaktivität. Leicht hypnotisierbare Probanden offenbarten hingegen eine Asymmetrie: Im Wachzustand scheint ihre linke Gehirnhälfte effektiver zu arbeiten als die rechte, unter Hypnose verkehrt sich das Verhältnis ins Gegenteil.

Die Studie des Forschers der Open University in Milton Keynes ist eine der wenigen, die mit objektiven Verfahren nachweisen können, dass Hypnose die Informationsverarbeitung im Gehirn wirksam beeinflusst. In der Vergangenheit krankten Hypnosestudien immer wieder daran, dass nicht entschieden werden konnte, ob ein kooperativer Proband lediglich "mitspielte", oder ob er tatsächlich von den Suggestionen beeinflusst wurde.

Der Psychologe ließ dazu jeweils zehn besonders gut und besonders schlecht hypnotisierbare, rechtshändige Freiwillige zu einem Experiment antreten, in dessen Verlauf die Probanden die Reihenfolge zweier aufblitzender Lichter bestimmen sollten. Zwei LEDs blinkten ihnen dazu kurz nacheinander in das rechte beziehungsweise linke Gesichtsfeld. Wie sich herausstellte, arbeiteten bei den Schwerhypnotisierbaren beide Hirnhälften etwa gleich effizient: Es spielte keine Rolle, ob nun zuerst in das linke oder rechte Auge geblitzt wurde.

Genau dieser Unterschied machte sich aber bei den hochsuggestiblen Personen bemerkbar: Erschien das Licht zunächst links und dann rechts, benötigten sie im Mittel längere Blinkabstände. Kam zuerst rechts, genügten kürzere Intervalle. Da die Gesichtsfelder von der jeweils gegenüberliegenden Hirnhälfte verarbeitet werden, attestiert Naish den leicht zu Hypnotisierenden eine erhöhte Effizienz der linken Hälfte – allerdings nur im Wachzustand. Als der Wissenschaftler die Probanden in eine leichte Trance versetzte und sie erneut den Test machen ließ, schnitt im Mittel die rechte Gehirnhälfte besser ab.

Unklar ist noch, über welchen Mechanismus sich die Asymmetrie auf die Hypnotisierbarkeit auswirkt, beziehungsweise umgekehrt, warum der Trancezustand mit verringerter linksseitiger Hirnaktivität einhergeht. Naish zufolge könnte das beoachtete Ungleichgewicht eine flexiblere Verarbeitung bedeuten: Demzufolge würde sich das Gehirn der leicht Beeinflussbaren schneller auf die jeweiligen Umstände einlassen. (jd)

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  • Quellen
Naish, P. L. N.: Hypnosis and hemispheric asymmetry. In: Consciousness and Cognition 10.1016/j.concog.2009.10.003, 2009.

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