Direkt zum Inhalt

Forschungsförderung: Hirnsimulation und Graphen sind Europas Flaggschiffe

Banner: Flaggschiffe

Das Human Brain Project des Neurobiologen Henry Markram vom EPFL in Lausanne und das Projekt "Graphen" des Physiktheoretikers Jari Kinaret von der Chalmers University of Technology in Göteborg wurden als wissenschaftliche Flaggschiffinitiativen der Europäischen Union ausgewählt. Sie dürfen sich über je 500 Millionen Euro Fördergelder in den nächsten zehn Jahren freuen – je zur Hälfte aufgebracht aus Töpfen der EU-Kommission und freien Sponsoren des Wettbwerbs, dem sich ursprünglich sechs Teilnehmer stellten.

Der "IBM Blue Gene" | In Zusammenarbeit mit IBM entwickelte das Team um Henry Markram den Supercomputer für die Simulation einer kortikalen Säule, nach ihm hat das Blue-Brain-Projekt auch seinen Namen. Den Anforderungen an eine Simulation des gesamten Gehirns genügt dieser Computer jedoch nicht – ein solcher muss rund 1000-mal schneller sein als die derzeit schnellsten.

Das Human Brain Project zielt darauf ab, alles, was über das menschliche Hirn bekannt ist, in einem Supercomputer zu simulieren – ein ambitioniertes Vorhaben, dessen Umsetzung durchaus auf Skepsis stößt. Weniger in der Diskussion befindet sich das zweite auserkorene Vorhaben zu Graphen, das endlich die Umsetzung der ultradünnen, biegsamen und leitfähigen Kohlenstoffmodifikation in anwendungsreife Produkte gewährleisten soll. Zusammen mit ähnlichen Materialien soll es bald in Computern, Batterien oder Sensoren zum Einsatz kommen können.

Diese so genannte Flaggschiffinitiative wurde 2009 gestartet und soll den technologischen Fortschritt auch im Hinblick auf die Lösung gesellschaftlicher Probleme vorantreiben. Das Human Brain Project beispielsweise behauptet in seiner Beschreibung, dass die Arbeit an der Simulation die medizinische Behandlung von psychischen und physischen Störungen des Gehirns verbessern könnte. Und "Graphen" beabsichtigt nichts weniger, als eine Revolution verschiedener Industriezweige auf den Weg zu bringen.

Graphen | Die einatomige Lage aus reinem Kohlenstoff hat zahlreiche vortreffliche Eigenschaften, die sie für die Elektronik und andere Zwecke interessant machen. Aber bislang lassen praxistaugliche Anwendungen auf sich warten.

Die beiden Gewinner wurden aus einem Kandidatenkreis aus sechs Wettbewerbern ausgewählt und gelten als diejenigen, die am ehesten die Versprechungen halten können, die sie in ihren Anträgen gemacht hatten. In den nächsten 30 Monaten, der so genannten "Ramp-up-Phase", bekommen die zwei Projekte je 54 Millionen Euro, um ihre Arbeiten voranzutreiben. Dabei handelt es sich quasi um die letzten Gelder, die noch aus den Fördertöpfen des auslaufenden 7. Rahmenplans der EU zur Forschungsförderung vorhanden sind; den Rest übernimmt das Nachfolgeprogramm namens Horizont 2020. Dessen Struktur muss jedoch noch vollständig ausgearbeitet werden und lässt manche Beobachter fürchten, dass die Fördermittel noch zusammengestrichen werden könnten. Offiziell werden die Gewinner der Flaggschiffinitiative am Montag, dem 28. 1. 2013, verkündet.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.