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Alzheimersche Erkrankung : Hirnuntersuchung liefert Indizien für zukünftige Alzheimertherapie

Die Nervenschäden der Alzheimerdemenz - und die Wirksamkeit von Medikamenten - lassen sich oft erst nach dem Tod der Patienten beurteilen. Dann liefern Hirnuntersuchungen aber wertvolle Hinweise für die Zukunft.
Alzheimer: Plaques zwischen Neuronen

Zwei Studien, bei denen die Gehirne verstorbener Alzheimerpatienten untersucht wurden, liefern Forschern Indizien auf die eigentliche Ursache der Erkrankung und mögliche zukünftige Behandlungsmöglichkeiten. Die Zusammenhänge bleiben bisher aber zum Teil unverstanden.

Für ihre Untersuchung hatte ein Team um Karl Fernandes von der Université de Montréal den mit der Alzheimerkrankheit einhergehenden allmählichen Ausfall der neuronalen Stammzellen (NSC) im Hirn untersucht. Dabei fiel auf, dass bei Demenzpatienten offenbar der Lipidstoffwechsel so gestört ist, dass die NSC ihre übliche Reparaturtätigkeit nicht mehr ausüben: In ihren Unterstützungszellen sammeln sich charakteristisch zusammengesetzte Fetttröpfchen an; diese behindern offensichtlich das Reifen der Stammzellen. Bei einem Versuch an Mäusen mit einer Nagervariante der Alzheimerdemenz zeigte sich, dass das Auflösen dieser Fetttröpfchen den Ausfall der NSC verhindern kann. Fettablagerungen in Hirnzellen von Demenzpatienten hatte 1906 schon der Namenspatron der Erkrankung, Alois Alzheimer beschrieben; der Beobachtung war aber später wenig Beachtung geschenkt worden. Fernandes und Kollegen möchten nun untersuchen, ob die Lipidtröpfchen eine der auslösenden Ursachen der Demenzsymptome sind oder womöglich eine der verschiedenen Folgeerscheinungen anderer Prozesse im Verlauf der Krankheit.

Ein anderes Forscherteam von der University of California in San Diego untersuchte Gehirnproben von zehn verstorbenen Demenzkranken, die zu Lebzeiten mit einer experimentellen Gentherapie gegen die Erkrankung behandelt worden waren. Sie hatten dabei in einem klinischen Phase-I-Test – bei dem erst einmal nur auf Verträglichkeit und Nebenwirkungen eines Medikaments geachtet wird – den Nervenwachstumsfaktors NGF direkt in das Hirngewebe gespritzt bekommen. Hypothesen setzen seit Längerem Hoffnungen auf eine Wirkung von NGF gegen Alzheimersymptome, das Medikament kann aber nicht in den Blutkreislauf gespritzt werden, weil es zu groß ist, um die Blut-Hirn-Schranke zu durchdringen.

Über zehn Jahre hinweg – von 2001 bis zum Tod der Patienten – direkt injiziert, hatte es aber bei den Demenzkranken positive Wirkung gehabt, so nun die Forscher um Mark Tuszynski in ihrer Studie: Die anatomischen Veränderungen, die sonst bei Alzheimerpatienten auffallen, waren bei den zehn Patienten schwächer ausgeprägt. Dies mache Hoffnung für die nächste Generation von Patienten, die bereits an der Phase II der klinischen Tests mit NGF teilnehmen.

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