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Klimawandel: Hitzewellen auf Grönland

In den letzten Wochen war es in Grönland teilweise wärmer als in New York oder München. Die Gletscher schwitzen das aus.
Die grönländische Inselhauptstadt Nuuk erlebte einige Hitzewellen dieses Jahr

Keine Lust mehr auf den verregneten Schmuddelsommer in Deutschland? Dann bietet sich eine Reise nach Nuuk auf Grönland an: Der Wetterbericht verspricht für die nächsten Tage viel Sonnenschein, erst ab Mitte nächster Woche kann es Regen geben. Dabei hat die Insel schon Anfang Juni eine Hitzewelle erlebt, während der es teilweise wärmer war als in New York: Mit 24,8 Grad Celsius am 10. Juni war es nicht nur drei Grad wärmer als in der US-Metropole – es war gleichzeitig der höchste Wert in einem Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Bereits im April hatte die Insel einen ungewöhnlichen Wärmeeinbruch erlebt. Entsprechend früh setzte deshalb auch die Gletscherschmelze ein: drei Wochen vor dem langjährigen Durchschnitt.

Teilweise werden die Rekordwerte von Nuuk durch die besondere Lage der Ansiedlung begünstigt. Zusätzlich zum Einfluss wärmerer Luftmassen aus dem Süden, die größere Bereiche der Insel erfasst haben, treten hier Fallwinde aus östlichen Richtungen auf. Sie wehen vom Eisschild herunter, verdichten sich dabei und heizen sich zusätzlich adiabatisch auf. Die überdurchschnittliche Wärme treibt jedenfalls den Eisverlust an. Satellitendaten zeigen, dass das Tauwetter mittlerweile weite Teile der küstennahen Eisflächen erfasst hat und sich landeinwärts vorarbeitet.

Momentan bewegt sich der Eisverlust auf einen neuen jährlichen Rekordwert zu, der Sommer ist allerdings noch lang – normalerweise endet die Tauperiode im September. Im grönländischen Südwesten, der zurzeit zu warm ist, wird die Schmelze durch den Schneemangel des letzten Winters begünstigt. Der helle Schnee hat eine hohe Albedo und reflektiert die Sonnenstrahlung zu einem großen Teil ins All. Bereits im April waren jedoch viele Gletscher der Region frei gelegt. Sie reflektieren also weniger stark, weil sie dunkler sind. Darum erwärmen sie sich stärker und schneller, was die Verluste zusätzlich beschleunigt. Auf der anderen Seite der Insel fiel der Winter dagegen sehr schneereich aus, deshalb hinkt hier die Schmelzrate derjenigen der restlichen Insel noch hinterher.

Als Ursache für die Hitzewellen vermuten Klimatologen starke Wellenbewegungen des Jetstreams. Das Starkwindband in der höheren Atmosphäre beult sich demnach über Grönland weit nach Norden aus, so dass sehr milde Luft vom Atlantik nordwärts vorstoßen kann. Diese Ausschläge nach Nord und Süd – wo sie arktische Kaltluftvorstöße mit sich bringen – haben sich in den letzten Jahren gehäuft. Auch eine außergewöhnliche Wärmeperiode im grönländischen Sommer 2015 wird auf diesen Effekt des Jetstreams zurückgeführt.

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