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Kernfusion: Internationales Fusionsprojekt Iter offiziell ins Leben gerufen

Feierliche Unterzeichnung | Feierliche Unterzeichnung des Iter-Abkommens im Pariser Elysée-Palast
Am Dienstagmorgen haben die Forschungsminister von China, der Europäischen Union, Indien, Japan, Südkorea, Russland und den USA im Pariser Elysée-Palast das rechtliche Abkommen zum Bau des Fusionsreaktors Iter (International Thermonuclear Experimental Reactor) unterzeichnet. Die auf fünf Milliarden Euro veranschlagte Anlage soll im südfranzösischen Cadarache gebaut werden, die EU übernimmt dabei die Hälfte der Kosten.

Iter soll nicht nur die Forschung an Kernfusion zur Energiegewinnung voranbringen, die dort gewonnenen Daten sollen auch als Grundlage dienen für weitere Anlagen, in denen dies in großem Maßstab möglich sein soll. Die Projektplanung war bereits Mitte der 1980er Jahre auf Vorschlag russischer Wissenschaftler gestartet. Die ersten technischen Pläne von 1998 scheiterten an den hohen Kosten. Erst eine abgespeckte Version von 2001 reaktivierte das Projekt, dem 2003 auch China und Südkorea sowie 2005 Indien beitraten. Der Streit um den Standort lähmte den Fortschritt erneut, bis sich im Juni 2005 die Partner auf Cadarache einigten – verknüpft mit großzügigen Abfindungen und Verpflichtungen gegenüber Japan, das als Konkurrent um den Standort angetreten war.

Bei der Kernfusion werden zwei Wasserstoff-Isotope – Deuterium und Tritium – zu Helium verschmolzen. Dabei bleibt ein Neutron übrig, das in der Reaktorwand gebremst wird. Seine dort abgegebene Energie erhitzt ein Kühlmittel, das zur Stromerzeugung durch Turbinen geleitet wird. Dazu sind allerdings Temperaturen von hundert Millionen Grad Celsius nötig, und das entstehende Plasma muss durch extrem starke Magneten eingeschlossen werden, damit es die Innenwände des Reaktors nicht berührt: Die damit verbundene Abkühlung würde die Fusion verhindern.

Im Frühjahr 2007 sollen nun die Bauarbeiten starten. Ein erstes Plasma wird die Anlage allerdings wohl frühestens 2016 erzeugen, und bis damit wirklich netto Energie gewonnen wird, könnten noch etliche Jahr mehr vergehen. Als voraussichtliche Betriebsdauer gehen die Beteiligten von zwei Jahrzehnten aus, und der Betrieb wird vermutlich mindestens weitere fünf Milliarden Euro kosten. Eine kommerzielle Nutzung der Technik erwarten Wissenschaftler erst in fünfzig Jahren. (af)

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