Erdmond: Junger silikatreicher Vulkanismus auf dem Mond
Neben den Basalten flossen im Umfeld der Maria auch zähflüssigere Laven aus, die sich durch höhere Gehalte an Silikaten, Kalium und Thorium auszeichnen. Sie entstanden durch eine so genannte Magmendifferentiation im Monduntergrund, als sich die Magmen, die nach Ausfluss an der Oberfläche als Laven bezeichnet werden, in Magmakammern ansammelten. Dabei kam es unter anderem zu einer Trennung von schweren Mineralen von den leichteren Bestandteilen der Schmelzen, die dann an unterschiedlichen Orten und zu unterschiedlichen Zeiten an die Mondoberfläche drangen.
Entdeckt wurden diese Regionen mit erhöhten Gehalten an Silikaten, Kalium und Thorium durch die Erkundung der Mondoberfläche mit der Raumsonde Lunar Prospector, die in den Jahren 1998 bis 1999 den Mond mit einem Neutronenspektrometer erkundete und dabei auch die Kalium- und Thoriumgehalte der Mondoberfläche kartierte. Auf den Karten sprangen sofort die großen Anomalien im Umfeld der Maria auf der Mondvorderseite ins Auge. Auf der Mondrückseite dagegen waren kaum Abweichungen zu erkennen, bis auf einen isolierten Fleck in der Nähe der alten Einschlagkrater Compton und Belkovich. Dieses Gebiet wurde daher Compton-Belkovich-Thorium-Anomalie (CBTA) genannt.
Nun untersuchte ein Forscherteam um Bradley L. Joliff an der Washington University in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri diese Anomalie mit den leistungsfähgigen Instrumenten an Bord der neuesten US-Mondsonde Lunar Reconnaissance Orbiter (LRO), die seit 2009 den Mond umrundet. Dafür verwendeten sie Bilder der beiden Kameras von LRO, Höhenangaben vom Laserhöhenmesser LOLA und Infrarotdaten vom Radiometer Diviner.
Auffällig ist, dass die Vulkankegel ausgezeichnet erhalten sind und nur von sehr wenigen kleinen Einschlagkratern überlagert sind, was auf ein für Mondverhältnisse geringes geologisches Alter hinweist. Die Forscher ermittelten ein Alter von 800 Millionen Jahren, womit die Vulkane der CBTA die jüngsten bekannten Zeugen von aktivem Vulkanismus auf dem Mond wären. Erstaunlich ist, dass diese Aktivität nur in einem kleinen isolierten Gebiet auf der Mondrückseite auftrat, weit entfernt von einem Maregebiet mit den dazugehörigen Magmakammern. Offenbar ist die vulkanische Aktivität auf dem Mond erst viel später erloschen als gemeinhin angenommen wurde. Nach den vorherrschenden Vorstellungen über die geologische Aktivität des Erdtrabanten ging diese bereits vor rund 2,5 Milliarden Jahren zu Ende, was dem Mond auch die Bezeichnung einer "Museumswelt" einbrachte, in der alles tot und konserviert ist.
Tilmann Althaus
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