Direkt zum Inhalt

Zoologie: Käfer mit Schraubengelenk

Schraubengelenk
Wenn sich mehrere Teile gegeneinander bewegen sollen, müssen sie über ein Gelenk verbunden sein. Je nach Bedarf reicht ein Scharnier, freie Drehbarkeit liefert ein Kugelgelenk. Trigonopterus oblongus, ein Rüsselkäfer von der Insel Neuguinea, wählte eine andere Strategie: Seine Beine sind über eine Schraube-Mutter-Verbindung verknüpft.

Rüsselkäfer mit Schraubengelenk | Trigonoptera oblonga, ein nur wenige Millimeter langer Rüsselkäfer von der Insel Neuguinea, besitzt ein ungewöhnliches Beingelenk.
Forscher um Alexander Riedel vom Staatlichen Museum für Naturkunde in Karlsruhe waren Museumsexemplaren des wenige Millimeter langen Sechsbeiners computertomografisch zu Leibe gerückt und hatten dabei die ungewöhnliche Gelenkstruktur zwischen der Hüfte (Coxa) und dem darauf folgenden Beinglied, dem Trochanter, entdeckt.

Schraubengewinde | Der Trochanter, das zweite, an die Hüfte anschließende Beinglied, besitzt ein Schraubengewinde von mehr als einer Umdrehung.
Die Trochanter der Tiere tragen am Ende ein umlaufendes, insgesamt 410 Grad abdeckendes Gewinde. Die Hüfte besitzt ein entsprechendes Gegenstück, das mit 345 Grad keinen kompletten Umlauf schafft. Um das Gelenk in der Achse zu stabilisieren, greift die lang ausgezogene Spitze des Trochanters in ein Loch in der Hüfte.

Mutter | Das Gegenstück zur Schraube in der Coxa: Sie enthält das passende Gegengewinde. So kann sich das Bein, fest verankert, trotzdem vorne um bis zu 90 Grad drehen, die mittleren und hinteren Beinpaare schaffen sogar 130 Grad.
Bewegt wird die Apparatur über drei Muskeln, einer sorgt für die Drehbewegung nach außen, die beiden anderen steuern die entgegengesetzte Richtung. Die Tiere können ihre Beine maximal um 90 Grad (vorn) beziehungsweise 130 Grad (Mitte und hinten) drehen, wobei die Rotationsachse etwa senkrecht zu den Beinachsen steht. Die Beine verlängern sich dabei um maximal 31,5 Mikrometer vorn und 65 Mikrometer in der Mitte oder an den hinteren Beinpaaren.

Blick auf die Drehachse | Die Tiere können ihre mittleren und hinteren Beinpaare maximal um 130 Grad (Mitte und hinten) drehen. Die Beine verlängern sich dabei um bis zu 65 Mikrometer.
Eine solche Schraube-Mutter-Verbindung ist bislang von keinem anderen lebenden Organismus bekannt. Doch als die Forscher weitere Rüsselkäferarten unter die Lupe nahmen, fanden sie dort ähnliche Strukturen – sie scheinen also ein gemeinsames Familienerbe zu sein. (af)

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen
Science 333, S. 53, 2011

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.