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XV. Internationale Aids-Konferenz: Kein Aids-Impfstoff in Sicht

Aids-Konferenz
Sonia Ghandi, Nelson Mandela und Graca Machel waren die Starredner auf der am Freitag in Bangkok zu Ende gehenden XV. Welt-Aids-Konferenz. Die drei prominenten Ex-Politiker betonten in ihren Reden die Forderung nach entschlossener politischer Führungskraft im Kampf gegen Aids, die sich als roter Faden durch die gesamte sechstägige Konferenz gezogen hat.

Nelson Mandela | Nelson Mandela nach seiner Rede bei der Aids-Konferenz in Bangkok
"Lasst uns zusammenstehen im Kampf gegen Aids", forderte Nelson Mandela. Sonia Ghandi betonte, "politisches Engagement" müsse für eine bessere Zukunft mobilisiert werden. Graca Machel stellte in ihrem Redebeitrag die "Bangkok-Deklaration für Führungskräfte" vor.

Das "Leadership"-Programm war ein neues Element in der Aids-Konferenz, die sich seit der ersten Konferenz 1985 in Atlanta von einer medizinisch-wissenschaftlichen Fachveranstaltung zu einem ebenso wissenschaftlichen wie sozial- und entwicklungspolitischen Kongress entwickelt hat, bei dem Betroffene und Wissenschaftler, Aktivisten und Präventionsexperten, Hollywoodstars und Aidshilfemitarbeiter, Pharmaunternehmen und Nichtregierungsorganisationen gleichberechtigt vertreten sind. "Wir haben uns bemüht, die richtige Balance zwischen aktuellster Wissenschaft und politischen Themen zu finden", sagte Joep Lange, scheidender Vorsitzender der Internationalen Aids-Gesellschaft, Veranstalter der Aids-Konferenz. Mit Verweis auf das Motto der Konferenz "Zugang für Alle" fügte Lange fügte: "Auf dieser Konferenz gab es nicht wirklich wissenschaftlich Neues. Es ging es vielmehr um die Umsetzung der wissenschaftlichen Durchbrüche bei den Aids-Therapien aus den vergangenen Jahren."

Die Debatten um die Finanzierung von Projekten zum Zugang zu vorhandenen und wirksamen Präventions- und Behandlungsstrategien gaben eine Ahnung davon, wie hart diese Diskussionen werden, wenn erst einmal ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird, obgleich – und das ist die schlechte Nachricht aus Bangkok – eine Aids-Vakzine nicht in Sicht ist. In offiziellen Verlautbarungen geben sich die Wissenschaftler zuversichtlich, dass ein Impfstoff innerhalb der nächsten sieben bis zehn Jahren auf dem Markt sein könne.

In Flurgesprächen aber wurden gar Zweifel geäußert, ob es jemals einen Impfstoff gegen HIV geben werde. José Esparza, Aidsimpfstoffexperte der Bill-Gates-Stiftung, sagte öffentlich: "Wir sollten uns an den Gedanken gewöhnen, dass es bei einem Impfstoff zu einigen Verzögerungen kommen kann." Je mehr die Wissenschaftler über das Virus lernten, desto größer würden Zweifel, dass ein einziger Impfstoff realistisch sei. Durch immer neue Mutationen und Subtypen des Virus müssten "innovative Wege" in der Impfstoffforschung gefunden werden.

Esparza betonte aber auch die sozialen und ethischen Auswirkungen bei der Forschung und den Studien. "Für diejenigen, die durch ihre freiwillige Teilnahme an klinischen Studien unsere Anstrengungen zur Entwicklung eines Impfstoffs unterstützt haben und sich dadurch infiziert haben, muss der Zugang zu antiretroviralen Therapien garantiert sein."

Einer der "neuen Wege" soll das Global HIV Vaccine Enterprise werden, auf das sich vor einem Jahr 24 führende Wissenschaftler aus der Aidsimpfstoffforschung verständiget haben. Dieses von Esparza als "Allianz unabhängiger Einheiten" beschriebene Unternehmen soll einen "gemeinsamen wissenschaftlichen Plan" entwickeln.

Esparza bezifferte den weltweit für die Erforschung eines Aids-Impfstoffs zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel aktuell auf 650 Millionen US-Dollar. "Wird es erst einmal einen wirksamen Impfstoff geben, wird die internationale Solidarität essenziell sein, um allen Ländern und Bevölkerungsgruppen, die ihn brauchen, den Zugang zu garantieren."

Mit 19 800 Teilnehmern war die XV. Welt-Aids-Konferenz von Bangkok die größte in der Geschichte von Aids. Mit über 3000 akkreditierten Journalisten hat die Konferenz von Bangkok auch ein Medienecho erfahren, wie keine internationale Aids-Konferenz zuvor.

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