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Städtisches Abwasser: Klärschlamm enthält Gold für Millionen von Euro

Mehr Gold und Silber als in manchen Minen: Im Klärschlamm einer jeden Großstadt finden sich Edelmetalle im Wert von zig Millionen Euro.
Altmetall

Aus Klärgrube mach Goldgrube: Der Schlamm unserer Kläranlagen ist erstaunlich reich an Gold, Silber und anderen wertvollen Metallen. Wie reich genau, haben Forscher um Paul Westerhoff von der Arizona State University berechnet. Jede Tonne Klärschlamm enthält demnach Edelmetalle im Wert von sage und schreibe rund 240 Euro.

Dieses Ergebnis lässt sich für die Abwassermenge einer typischen amerikanischen Großstadt mit einer Million Einwohnern hochrechnen: In ihren Kläranlagen landete pro Jahr im Schnitt eine Edelmetallmenge von etwa 13 Millionen Dollar (oder 11,2 Millionen Euro), berichtet das Magazin »Science« unter Berufung auf die Studie. Davon entfallen über zwei Millionen Euro auf Gold und Silber, der Rest auf elf weitere Metalle, darunter Platin und Seltene Erden, Kupfer, Eisen und Zink. Die Verhältnisse in Deutschland dürften nicht wesentlich anders ausfallen.

Leider gibt es noch kein Patentrezept, um die wertvollen Stoffe zu isolieren. Entsprechende Verfahren müssen günstig sein, sonst schrumpfen die zu erwartenden Einnahmen oder verschwinden gar völlig. Trotzdem folgt das Projekt von Westerhoff und Kollegen der aktuellen Tendenz, Müll und Abwasser nicht als bloßes Entsorgungsproblem, sondern als Rohstoffquelle anzusehen, die es durch geeignete Technik anzuzapfen gilt.

Für ihre Studie haben sie verschiedene Klärschlammproben aus Arizona mit einem Massenspektrometer untersucht, der auch geringste Stoffkonzentrationen nachweisen kann. Tatsächlich lägen die begehrten Metalle zum größten Teil in gelöster Form oder in mikroskopisch kleinen Partikeln vor, berichtet das Forscherteam. Jede Tonne enthielt im Schnitt 16,7 Gramm Silber und 0,3 Gramm Gold.

Die Metalle im Klärschlamm stammen aus den unterschiedlichsten Quellen. Teilweise gelangen sie aus der Industrie in das Kanalsystem, aber auch aus kleinen Juwelierbetrieben oder aus Haushalten. »Science« berichtet von einem japanischen Kläranlagenbetreiber in Suwa (Provinz Nagano), dessen Abwasser auch von einem Hersteller für Präzisionsinstrumente stammt. Aus der Asche seines verbrannten Klärschlamms gewann er pro Tonne rund zwei Kilogramm Gold – mehr, als manche Goldminen zu bieten haben.

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