Direkt zum Inhalt

Sommerloch heute: Klimawandel fördert Nierensteine

Durstlöscher gegen Nierensteine
Sommerliche Wärme öffnet die Poren und lässt mitunter den Schweiß in Strömen fließen: Wer nun nicht ausreichend Flüssigkeit nachtankt, dem drohen im schlimmsten Fall üble körperliche Schäden. Vor einer bislang weit gehend unbeachteten Folge der globalen Erwärmung warnen deshalb Mediziner um Margaret Pearle von University of Texas in Dallas: Steigende Temperaturen könnten gleichermaßen die Fallzahlen an Nierensteinen steigen lassen, die durch hitzebedingten Durst begünstigt werden.

Pearle und ihre Kollegen fürchten, dass sich der US-amerikanische Nephrolithen-Gürtel zukünftig weiter nordwärts verschiebt und dann nicht nur die heißen südlichen und südwestlichen Bundesstaaten wie Texas, Florida, Arizona oder Georgia umfasst.
Auch die Wissenschaft kennt ein Sommerloch. Mehr und mehr fluten dann Ergebnisse die Medien, die sonst kaum den Weg in die Berichterstattung finden. Mit der Reihe "Sommerloch heute" möchten wir Ihnen eine Auswahl präsentieren.
Ausgehend von den verschiedenen Klimaszenarien dürften sich Nierensteine dann auch in großen Teilen des Mittleren Westens, im nördlichen Kalifornien oder in Oregon mehren, die bislang noch nicht so stark unter der schmerzhaften Plage durch abgelagerte Kristalle aus dem Harn leiden. Zwischen ein bis zwei Millionen zusätzliche Erkrankungsfälle könnten bis 2050 jährlich auftreten, und statt heute rund 40 Prozent könnten dann 95 Prozent aller US-Amerikaner bis 2095 in Nierenstein-Hochrisikogebieten leben.

Für ihre Studie verließen sich die Wissenschaftler nicht nur auf Computermodelle, sie können die Prognosen auch empirisch belegen: "Immer wenn Menschen aus Regionen mit moderatem Klima in wärmere Gefilde übersiedeln, beobachten wir einen starken Anstieg der Nierenstein-Fälle – etwa bei den amerikanischen Truppen, die im Mittleren Osten stationiert wurden." Auf amerikanische, aber auch europäische oder australische Gesundheitsbudgets könnten deshalb enorme Mehrkosten zukommen, warnen die Ärzte mit Blick auf den globalen Wandel – allein in den USA könnten die teuren Steine bald eine Milliarde Dollar pro Jahr kosten. Mehr Trinken schont also nicht nur die Nieren, sondern auf Dauer auch den Geldbeutel. (dl)

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

  • Quellen
Brikowski, T. et al.: Climate-related increase in the prevalence of urolithiasis in the United States. In: Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.0709652105, 2008.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.