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Klimageschichte: Könnten extreme Hurrikane bald wieder New York treffen?

Hurrikane zogen vor nicht allzu langer Zeit bis nach New England. Da sich der Atlantik erwärmt, stehen die Zeichen auf eine Wiederkehr der Wirbelstürme vor New York.
Hurrikan Sandy

Schon die Ausläufer von Hurrikan Sandy setzten großen Teilen der US-Ostküste inklusive New York stark zu: U-Bahn-Tunnel liefen voll, niedrig gelegene Stadtteile wurden überflutet. Insgesamt verursachte der Wirbelsturm allein in den USA Schäden in Höhe von 65 Milliarden Dollar. Dabei war "Sandy" sogar noch relativ harmlos – zumindest wenn man in die Vergangenheit blickt wie Jeff Donnelly von der Woods Hole Oceanographic Institution im Journal "Earth's Future". Mindestens 23 starke Wirbelstürme der Kategorien 3 und 4 (auf einer fünfteiligen Skala) hämmerten zwischen 250 n. Chr. und 1150 gegen die Gestade der Neuengland-Staaten im Nordosten der USA – alle 40 Jahre einer, wie entsprechende Sedimentablagerungen belegen. Dagegen bildete Hurrikan Bob mit Stärke 2 den kräftigsten Sturm der Vergangenheit: Er traf 1991 Cape Cod und gehört bis heute zu den teuersten Naturkatastrophen der USA. Überhaupt erreichten seit 1600 insgesamt nur drei derartige Wirbelstürme die Region.

Schuld an der relativ regen Hurrikanaktivität außerhalb der Subtropen waren die höheren Wassertemperaturen, die damals im Atlantik herrschten: Sie fällt teilweise in eine Zeit, die als mittelalterliches Wärmeoptimum bezeichnet wird und bis zirka 1250 gedauert hat. Damals war der Ozean durchschnittlich mindestens ein Grad Celsius wärmer als heute. Da Wirbelstürme ihre Energie aus Warmwasser ziehen, konnten sie weiter nach Norden wandern und größere Gebiete beeinträchtigen. Dennoch wurden sie nicht zur Regel, da Hurrikane durch weitere Faktoren beeinflusst werden, etwa Scherwinde in größerer Höhe, die die Entwicklung der rotierenden Gebilde schon früh unterbinden und Hurrikane schnell zerrupfen. Die Lage außertropischer Hoch- und Tiefdruckgebiete beeinflusst ebenfalls die Zugbahn, so wie es bei "Sandy" der Fall war, die wegen eines Hochs über Grönland nach Westen gegen die US-Küste gedrängt wurde. Gegenwärtig erwärmt sich der Nordatlantik wegen regelmäßiger innerozeanischer Schwankungen und vor allem wegen des Klimawandels wieder deutlich, weshalb Donnelly und Co fürchten, dass auch dem US-Nordosten bald wieder ähnlich stürmische Zeiten wie vor 1000 und mehr Jahren drohen. Es würde jedenfalls dem Trend entsprechen, den Klimaforscher seit einiger Zeit beobachten: Tropische Wirbelstürme verschieben sich seit 30 Jahren zunehmend polwärts.

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