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Kometensonde Rosetta: Komet 67P ist sehr dynamisch

Auf Bildern des Kerns von 67P beobachteten Forscher, wie innerhalb von zwei Minuten eine neue Staubfontäne aus ihm hervorbrach. Der Komet nähert sich nun immer mehr der Sonne an und steigert durch die intensiver werdende Sonneneinstrahlung seine Aktivität deutlich.
67P/Tschurjumov-Gerasimenko im Profil

Immer aktiver wird der Komet 67P durch seine weitere Annäherung an unsere Sonne. Nun konnten die Forscher um Holger Sierks vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Göttingen praktisch live beobachten, wie auf der Schattenseite des Kometenkerns innerhalb von nur zwei Minuten eine neue Staubfontäne aktiv wurde. Die Bilder entstanden am 12. März 2015 aus einer Entfernung von 75 Kilometern mit dem Kamerasystem OSIRIS an Bord der europäischen Kometensonde Rosetta.

Eine neue Staubfontäne auf Komet 67P | Innerhalb von nur zwei Minuten brach auf der Nachtseite des Kerns des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerasimenko eine neue Staubfontäne hervor (rechtes Bild). Die Bilder entstanden am 12. März 2015 mit dem Kamerasystem OSIRIS an Bord des europäischen Kometenjägers Rosetta.

Deutlich lässt sich auf den Bildern die Schattenseite des Kerns als ein dunkler Fleck vor dem durch die Aktivität des Kometen aufgehellten Himmelshintergrund erkennen. Zunächst erscheint die Schattenseite inaktiv. Nur zwei Minuten später ist eine voll entwickelte Staubfontäne sichtbar, die sich mit mindestens 29 Kilometer pro Stunde ausbreitet. Auf dem der Sonne zugewandten Teil des Kometenkerns sind zahlreiche weitere Staubfontänen zu sehen. Sie alle entstehen dadurch, dass gefrorene Gase wie Wassereis oder Kohlendioxid sich durch die Sonneneinstrahlung erhitzen und dabei direkt verdampfen beziehungsweise sublimieren. Die dabei freigesetzten Gase reißen Staub und größere Brocken aus Eis mit sich, welche sich in der Umgebung des Kerns ausbreiten. Daraus entsteht die Koma, eine annähernd runde Hülle aus Gas und Staub. Sie ist der Kopf eines Kometen und von ihr gehen die von der Sonne abgewandten Gas- und Staubschweife aus.

Erstaunt waren die Forscher um Sierks darüber, dass die Aktivität auf der Schattenseite des Kometen so schlagartig einsetzte. Bisher hatte sich die Aktivität von 67P auf den beleuchteten Teil beschränkt. Die neue Staubfontäne geht von Region Imhotep aus – alle Strukturen auf dem Kometenkern werden nach Motiven aus der altägyptischen Götter- und Sagenwelt benannt. Eine Möglichkeit, diese neue Aktivität zu erklären, sehen die Forscher darin, dass es in dieser Region Klippen oder Vorsprünge gibt, auf die bereits Sonnenstrahlen treffen, die aber aus dem Blickwinkel von Rosetta nicht auffallen. Eine spektakulärere Erklärung könnte sein, dass die Sonnenwärme im Inneren des Kometenkerns unter der Oberfläche verborgene leichtflüchtige Gase erreicht hat, die dann schlagartig verdampften und in die Umgebung entwichen.

Auf weiteren Bildern, die wenige Minuten später entstanden, war dann die Region Imhotep voll beleuchtet. So war die Staubfontäne nicht mehr zu sehen, da sie vom hellen Hintergrund überstrahlt wurde. Derzeit ist noch nicht bekannt, ob Rosetta durch Zufall die Geburt einer neuen kontinuierlichen Staubfontäne dokumentieren konnte oder nur einen kurzzeitigen Ausbruch von Gasen.

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