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Crash im All: "Komet" P/2010 A2 entstand wirklich durch Asteroidenkollision

Komet P/2010 A2
Offenbar kommen wir derzeit in den seltenen Genuss, die Folgen einer Kollision im Asteroiden-Hauptgürtel live erleben zu dürfen: Schon kurz nach seiner Entdeckung, am 6. Januar 2010, fiel der Komet P/2010 A2 dadurch auf, dass er von einem Asteroiden begleitet wird, der sich mit ihm in gleicher Richtung und Geschwindigkeit bewegt, siehe hier.

Ein Forscherteam um Javier Licandro hatte diese seltsame Paarung mit dem Nordic Optical Telescope auf den Kanaren entdeckt und wandte sich daraufhin an Kollegen, die mit dem derzeit größten Einzelteleskop der Welt, dem 10,4-Meter-Riesen GranTeCan auf La Palma, beobachteten. Sie bestätigten die Ergebnisse des Teams.
Aufnahme des Weltraumteleskops Hubble des Kometen P/2010 A2 | Offenbar kein Komet im klassischen Sinn ist das Objekt P/2010 A2, das am 6. Januar 2010 entdeckt wurde. Es scheint sich in Wirklichkeit um die Staubwolke einer Asteriodenkollision zu handeln. Das Bild der Weitfeldkamera (WFC 3) des Weltraumteleskops Hubble zeigt, dass sich der helle Kern (links) außerhalb des "Kometenschweifs" befindet. Der Schweif besteht wohl überwiegend aus einer Wolke feinen Staubs, die durch den Lichtdruck des Sonnenlichts geformt wird. In der X-förmigen Struktur am Anfang des Schweifs könnten sich größere Bruchstücke aus der Kollision befinden.


Daraufhin baten die Forscher den Direktor des Space Telescope Science Telescope (STScI) in Baltimore im US-Bundesstaat Maryland um Beobachtungszeit mit dem Weltraumteleskop Hubble (HST). Im Falle von besonderen Himmelsereignissen steht diesem die so genannte discretionary time zur Verfügung, innerhalb derer das Weltraumteleskop kurzfristig auf das auffällige Objekt gerichtet werden kann. Normalerweise haben Beobachtungen mit dem HST einen Vorlauf von vielen Monaten und müssen durch anspruchsvolle Bewilligungsverfahren laufen.

Im Fall von P/2010 A2 gelang es dem Forscherteam jedoch schon am 25. und 29. Januar 2010, Beobachtungszeit mit dem HST zu erhalten und die Weitfeldkamera 3 (WFC3) einzusetzen. Die Bilder zeigen im Kopf des Kometen eine ungewöhnliche X-förmige Struktur und enthüllen, dass der Schweif eine langgestreckte Ansammlung von Staub und Gesteinsbruchstücken ist. Außerdem befindet sich der Kern außerhalb des Schweifs, was noch nie bei einem Kometen beobachtet wurde. Die Forscher schätzen, dass der Kern etwa 140 Meter groß ist.
Nahaufnahme von P/2010 A2 | Auf diesem mit dem Weltraumteleskop Hubble aufgenommenen Detailbild des Objekts P/2010 A2 ist links ein heller Fleck sichtbar. Es ist der überlebende Asteroid nach einer Kollision im Asteroidengürtel, deren Staubwolke einen Schweif bildet. Ungewöhnlich ist die X-förmige Struktur am Anfang des Schweifs, hier könnten sich größere Trümmer aus der Kollision aufhalten.


Mit diesen Beobachtungen erhärtet sich die Vorstellung, dass der "Komet" P/2010 A2 in Wirklichkeit die Staubwolke einer Kollision von zwei kleinen Asteroiden ist. Wir würden dann die durch den Druck des Sonnenlichts verformte Staubwolke als "Komet" beobachten, während der begleitende Asteroid das überlebende Objekt der Kollision ist.

Den Bahndaten zufolge könnte dieser kleine Himmelskörper zur Flora-Asteroidenfamilie gehören. Dies ist eine Gruppe kleiner Himmelskörper, die im Asteroidengürtel ähnliche Bahnen um die Sonne ziehen. Benannt wurde die Gruppe nach dem zuerst entdeckten und größten Mitglied, dem rund 140 Kilometer großen Asteroiden (8) Flora. Er wurde bereits im Jahr 1847 von John Russell Hind von England aus entdeckt.

Tilmann Althaus

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