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Meteoritenjagd: Kosmische Staubpartikel aus der Regenrinne

Regenrinne verstopft? Dann auf zur Suche nach Mikrometeoriten! Mit einem starken Magneten lassen sich tatsächlich kosmische Staubpartikel aufspüren, wie eine Studie zeigt.
Paris von oben

Große und kleine Gesteinskörper aus dem All suchen Wissenschaftler häufig in der Antarktis. Allerdings nicht weil (Mikro-)Meteoriten bevorzugt dort einschlagen, sondern weil sie dort am einfachsten zu finden sind. Etwas leichter zugänglich ist aber das nächstgelegene Hausdach, dachte sich ein Forscherteam um Matthew Genge vom Imperial College London. Und auch hier kann einem das Finderglück hold sein, zeigt jetzt seine Studie.

Die Wissenschaftler aus Großbritannien, Norwegen und Belgien spürten über den Dächern von Paris und Oslo insgesamt 500 große Mikrometeoriten auf. Eingehende Analysen bestätigten, dass die im Schnitt 0,3 Millimeter großen Staubkörnchen tatsächlich aus dem Weltall stammten – und es sich dabei nicht etwa um Rückstände aus Fabrikschloten handelte, die auch auf die Dächer regnen und genug Metall enthalten können, um an einem Magneten hängen zu bleiben.

Ein solcher ist nämlich das wichtigste Werkzeug bei der Suche. Er macht es möglich, unter lauter Staub und Sand diejenigen Körnchen aufzulesen, die magnetische Mineralien enthalten. Insgesamt arbeiteten sich die Forscher durch 300 Kilogramm Regenrinneninhalt, trennten magnetisches Material von unmagnetischem, wuschen das Ergebnis in Wasser und separierten die Partikel dann nach Größe. Unter dem Mikroskop gingen sie anschließend auf die Suche nach Teilchen mit dem typischen Aussehen von Mikrometeoriten.

Die Partikel, die das Team um Genge entdeckte, entsprachen in ihrer chemischen Zusammensetzung und in der Form, die durch das Aufschmelzen beim Flug durch die Atmosphäre entsteht, typischen Mikrometeoriten, wie man sie auch aus der Antarktis kennt. Die 500 Körnchen fielen vermutlich innerhalb der letzten sechs Jahre auf die Erde. Das macht sie formal zu den jüngsten bekannten wissenschaftlich beschriebenen Mikrometeoriten. Proben aus der Südpolregion decken dagegen oft wesentlich längere Zeiträume ab.

Die Initiative, in der Dachrinne zu suchen und die Ergebnisse einer wissenschaftlichen Analyse zu unterziehen, geht auf Koautor Jon Larsen vom Osloer Projekt Stardust zurück, ist aber nicht ganz neu. Tatsächlich gibt es offenbar viele Amateure, die aus dem Dach nach den kosmischen Körnchen fahnden, dabei allerdings wohl oft auch von eher irdischem Müll in die Irre geführt werden. Erst durch eine Laboranalyse, wie sie nun das Team um Genge durchführte, kann man sicherstellen, es auch tatsächlich mit einem Stückchen Weltraumstaub zu tun haben.

© Scientific American
Wie man Meteoriten in der Dachrinne findet (englisch)

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