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Physiologie: Künstlicher Winterschlaf durch Schwefelwasserstoff

Wissenschaftler des Fred-Hutchinson- Krebsforschungszentrum in Seattle haben Mäuse mit Schwefelwasserstoff (H2S) in eine Art künstlichen Winterschlaf versetzt. Das nach faulen Eiern stinkende Gas ist giftig, da es im zellulären Stoffwechsel mit Sauerstoff konkurriert und den letzten Schritt der Atmungskette blockiert.

Bereits nach fünf Minuten in einer Atmosphäre mit 80 ppm H2S (parts per million) sank der Sauerstoffverbrauch der Tiere um die Hälfte, die Kohlendioxidproduktion sogar um sechzig Prozent, berichten Eric Blackstone und seine Kollegen. Nach sechs Stunden war die Stoffwechselrate auf ein Zehntel des Normalwertes gesunken. Die Körperkerntemperatur fiel bei einer Außentemperatur von 13 Grad Celsius auf 15 Grad ab; die Atmung reduzierte sich von 120 auf 10 Atemzüge pro Minute. Der Zustand entspräche damit dem eines Tieres im Winterschlaf, schreiben die Forscher.

Nach sechs Stunden konnten die Forscher die Mäuse wieder aufwecken. Bei nachfolgende Tests zeigten die Tiere keine Verhaltensauffälligkeiten.

Die Wissenschaftler spekulieren, mit Schwefelwasserstoff den Sauerstoffbedarf des menschlichen Körpers kurzfristig reduzieren zu können. Damit ließen sich kritische Zeiten bei Operationen überbrücken oder Krebszellen durch Strahlung oder Chemotherapie gezielter abtöten. Unfälle haben gezeigt, dass Menschen bei herabgesetzter Körpertemperatur auch über Stunden Sauerstoffmangel überleben können.

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