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News: Landkarte vom Mond-Nordpol

Derzeit machen die japanische Mondsonde Kaguya und ihr chinesisches Gegenstück Chang'e von sich reden, aber man vergisst leicht, dass die Europäische Weltraumbehörde bereits in den Jahren 2004 bis 2006 sehr erfolgreich ihre Sonde SMART-1 in einer Mondumlaufbahn betrieb. Kürzlich veröffentlichte die ESA ein großes Fotomosaik der Region um den Mond-Nordpol.
Das Mosaik enthüllt die Geografie und die Beleuchtungsverhältnisse dieser von der Erde aus nur unter sehr ungünstigen Bedingungen sichtbaren Region. Wir können sie nur unter extrem flachen Winkeln und deshalb nur stark verzerrt beobachten. Die Karte erstreckt sich über ein Gebiet von 800 Kilometer Länge und 600 Kilometer Breite. Zudem zeigt sie auch Teile der von der Erde aus unsichtbaren Mondrückseite.

Die Pole des Erdtrabanten sind derzeit von besonderem Interesse für die Raumfahrtbehörden weltweit, denn hier gibt es Krater, in die seit Milliarden Jahren kein Sonnenlicht mehr hineinfiel. Dort ist es also extrem kalt, die Temperaturen liegen bei etwa –180 Grad Celsius. Messungen von Raumsonden und Radarbeobachtungen von der Erde aus deuten die Möglichkeit an, dass sich in diesen kalten Kratern größere Mengen an Wassereis befinden könnten.

Dieses soll von auf dem Mond aufgeschlagenen Kometenkernen stammen. Sie bestehen zu einem großen Teil aus Wassereis und verdampfen beim Aufschlag sofort und hüllen den Mond in eine kurzlebige Atmosphäre aus Wasserdampf ein. Die extrem kalten Krater an den Mondpolen würden dann wie Kältefallen wirken, in denen sich der Wasserdampf bevorzugt wie Raureif niederschlagen könnte.

Derartige Lagerstätten von Wassereis wären natürlich für den Aufbau und Betrieb einer permanenten Mondstation von enormen Interesse. Aus ihm ließen sich durch Elektrolyse Wasserstoff und Sauerstoff gewinnen, die sich gut als Raketentreibstoffe eignen. Natürlich stände das Eis auch als Lieferant für Trinkwasser zur Verfügung und der Sauerstoff zum Atmen müsste nicht aufwendig und teuer von der Erde herangeschafft werden.

Aber noch eine weitere Eigenschaft der Mondpole ist von großem Interesse: In der Nähe der immer dunklen Krater befinden sich die "Berge des ewigen Lichts", hier geht die Sonne so gut wie nie unter. Hier könnten künftige Mondstationen ständig Solarenergie für ihren Betrieb erzeugen und hätten zudem freie Sicht auf die Erde.

Die neue Mondkarte von SMART-1 zeigt den Planern, welche Berge am besten für eine Mondstation am Nordpol geeignet sind und in welche Krater wirklich kein Sonnenlicht hineinfällt. Die Einzelbilder des Mosaiks wurden so ausgewählt, dass sie das jeweilige Gebiet in maximaler Ausleuchtung durch die Sonne zeigen. Sie wurden zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen, daher sind die Ränder der Einzelbilder teilweise deutlich zu sehen. Die Bilder entstanden mit der Mikrokamera AMIE oder "Advanced Moon Imaging Experiment".

Besonders interessant sind die Krater Peary und Hermite, die sich in unmittelbarer Nähe zum Nordpol befinden (siehe Bild). Hier könnten zukünftige unbemannte Landesonden der ESA Vor-Ort-Untersuchungen anstellen, in dem sie etwa einen ferngesteuerten Rover in den dunklen Gebieten nach Wassereis suchen lassen.

TA

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