Direkt zum Inhalt

Multiresistente Keime: Langzeitschäden durch vermeintlich besiegte Infektion

Eine Infektion mit multiresistenten Bakterien ist lebensbedrohlich, wirkt bei rund einem Drittel der Betroffenen aber auch noch nach, wenn die Bakterien erfolgreich besiegt sind. Ein Grund sind nachhaltig wirkende Gifte.
Multiresistente Bakterien

Die gegen viele Antibiotika multiresistenten MRSA-Erreger bleiben für Patienten auch dann eine Gefahr, wenn die akute Infektion scheinbar überstanden ist. Als typische Spätfolgen gelten bei Medizinern etwa Lymphödeme, die bei rund 30 Prozent der Betroffenen noch lange Zeit nach der MRSA-Infektion häufiger auftreten als üblich. Der Zusammenhang war dabei mysteriös – inzwischen meinen Forscher aber erklären zu können, wie ein Befall mit Staphylococcus aureus nachhaltige Lymphsystemschäden hervorruft.

Bei einem Lymphödem tritt aus beschädigten Lymphgefäßen Flüssigkeit, statt abtransportiert zu werden – der Rückstau sorgt dann für Wasseransammlungen zwischen den Zellen von Armen, Beinen und anderen Körperregionen. In ihrer im Fachblatt »Science Translational Medicine« veröffentlichen Studie haben Dennis Jones vom Massachusetts General Hospital in Boston und seine Kollegen nun an Mäusen untersucht, wie MRSA-Keime Lymphbahnen schädigen. Mit bildgebenden Verfahren zeigten sie, dass die Versuchstiere auch 90 Tage nach einer erfolgreich behandelten Infektion schwächere Lymphgefäße aufwiesen.

Dies liegt, so die Wissenschaftler weiter, wohl an einem bestimmten Typ von Giftstoff, der von den Bakterien in der akuten Phase der Infektion abgegeben wird: Die vom so genannten »accessory gene regulator« der Bakterien kontrollierten agr-Proteine zerstören vor allem die Muskelzellen der Lymphgefäße in Patienten, die sich davon nur sehr allmählich erholen. Die Bekämpfung der MRSA-Keime – die ja ohnehin nur gegenüber wenigen Antibiotika empfindlich sind – könnte langfristig schonender ausfallen, wenn sie mit einem Wirkstoff kombiniert wird, der diese agr-Toxine in Schach hält und so den gefürchteten Lymphödemen als Spätfolge vorbeugt. Noch ist allerdings unklar, wie ein solches Antitoxin aussehen könnte. Zudem müssen die an den Mäusen gefundenen Zusammenhänge auch im Menschen bestätigt werden.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.