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Kommunikation: Mäusemütter überreden Mäuseväter zur Brutpflege

Mäusebabies

Dem freilebenden Mäuserich ist seine Nachkommenschaft recht egal, die Brutpflege überlässt er getrost der Mutter. Werden männliche Mäuse jedoch zum Familienleben gezwungen, ändert sich ihr Verhalten: Zumindest aushilfsweise kümmern sich die Väter dann durchaus um ihren Nachwuchs. Diese erstaunliche Verhaltensänderung hat nun ein Forscherteam um den Neurowissenschaftler Hong-Xiang Liu von der Kanazawa University in Japan an 40 Mäusefamilien untersucht. Die Ergebnisse der Wissenschaftler zeigen, dass die Mäusemütter bisher nicht vermutete Kommunikationsmittel nutzen, um ihre Partner zur familiären Fürsorge anzuhalten.

Wenige Tage nach der Geburt von Jungtieren hatten die Forscher die frischgebackenen Elterntiere für zehn Minuten von ihrem Nachwuchs getrennt, um den Vater danach gleich wieder zu den Mäusebabys in den Käfig zu setzen. Nun beobachteten Liu und seine Kollegen bemerkenswertes: Hatten sie die Väter während der zehnminütigen Trennung auch von den Müttern isoliert – indem sie die Weibchen im gleichen Käfig in eine völlig abgeschlossene Kunststoffbox platzierten – bekundeten die Mäuseriche später keinerlei Interesse mehr an ihrem Nachwuchs. War der Deckel der Weibchen-Box allerdings offen gewesen, so zeigten sie sich bei der Wiedervereinigung mit den Jungen sehr fürsorglich: Sie brachten den von den Forschern zuvor im Käfig verstreuten Nachwuchs zurück in das schützende Nest. Auf irgendeine Weise scheint also ein – wegen der Box allerdings indirekter – Kontakt zur Mutter Brutpflegeinstinkte bei den Vätern zu wecken.

Könnten dabei verhaltensändernde Geruchsstoffe – sogenannte Pheromone – eine Rolle spielen? Frühere Experimente legen diese Annahme nahe. Liu und seine Kollegen vermuteten jedoch, dass die Mütter nicht nur über Pheromone mit ihren Partnern kommunizieren. Vorhergehende Experimente hatten schon gezeigt, dass Mäuse sich auch über Ultraschall miteinander austauschen – so fordern etwa Mäusebabys im Hochfrequenzbereich elterliche Pflege ein und Männchen führen während der Balz Gesänge auf. Die Rolle akustischer Reize sollte daher ein weiteres Experiment überprüfen: Die Forscher schalteten dafür den Geruchssinn der Männchen mit einer chemischen Substanz vorübergehend aus. Das Ergebnis war eindeutig: Selbst wenn die Mäuseriche keine Möglichkeit hatten, weibliche Pheromone wahrzunehmen, kümmerten sie sich dennoch fleißig um den Nachwuchs, als sie wieder zu diesem in den Käfig gesetzt wurden.

Um ihre Ultraschall-Hypothese zu prüfen, analysierten Liu und seine Kollegen nun die Geräuschkulisse im Isolationskäfig. Tatsächlich geben die Mütter kurze, klar von dem Piepsen jungfräulicher Mäusen unterscheidbare Ultraschallrufe ab. Und schon eine den Männchen vorgespielte Aufzeichnung dieser Laute löste das Brutpflegeverhalten aus, wie sich im Versuch bestätigte.

Jedoch brauchen sich die Mäusemütter nicht ausschließlich auf ihre Stimme zu verlassen: Konnten die Mäuserichen die mütterliche Schallsignale dank Wachs in den Ohren nicht wahrnehmen, kümmerten sie sich trotzdem um die Jungen – solange sie die Mutter nur riechen konnten. Offensichtlich hat sich die Natur also doppelt abgesichert: Die Forscher vermuten, dass die Weibchen die Mäuseriche sowohl mit Ultraschallrufen als auch mit Duftbotenstoffen an die Kandare nehmen.

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