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Gruppendynamik: Marschieren lässt Feinde schwächer erscheinen

Sich mit anderen im Gleichschritt zu bewegen, stärkt offenbar das Selbstvertrauen.
Marschierende Soldaten

Wer gemeinsam mit anderen im Gleichschritt marschiert, der nimmt andere Menschen, die ihm potenziell gefährlich werden könnten, offenbar als schwächer wahr. Das konnten nun Daniel Fessler und Colin Holbrook von der University of California zeigen. Die Forscher ließen insgesamt 96 Männer in Zweiergruppen einen kurzen Weg entlang laufen. Die Hälfte von ihnen durfte dabei ganz normal gehen, die übrigen Probanden sollten synchron mit ihrem Partner marschieren.

Im Anschluss zeigten die Wissenschaftler den Versuchsteilnehmern Bilder von böse dreinblickenden Männern, die als vermeintliche Kriminelle vorgestellt wurden und deren körperliche Attribute bewertet werden sollten. Dabei schätzen diejenigen Probanden, die zuvor im Gleichschritt unterwegs gewesen waren, die Personen auf den Fotos als kleiner und schwächer ein. Je größer und stärker wir jemanden wahrnehmen, desto bedrohlicher erscheint er uns normalerweise. Die Forscher schlussfolgern daher, dass die marschierenden Männer die Verbrecher unbewusst als weniger gefährlich einstuften.

Schon in der Vergangenheit deuteten einige Studien darauf hin, dass ein gemeinsamer Marsch das Verhalten von Menschen beeinflusst. So können synchrone Bewegungen etwa die Gruppenzugehörigkeit und die Kooperationsbereitschaft stärken. Fessler und Holbrook glauben, mit ihren Erkenntnissen nun die dunkle Seite des Marschierens entdeckt zu haben. Denn wenn einen Gegner weniger bedrohlich wirkt, sind Menschen häufig auch eher bereit, von sich aus auf Konfrontation zu gehen. Das könnte etwa bei Polizeiaufmärschen bedenklich werden, glauben die Wissenschaftler.

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