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Meeresbiologie: Massives Artensterben an Schwedens Küste

Das erste Mal seit den 1930er Jahren wurde eine Bestandsaufnahme der Nordseebewohner unternommen. Die Ergebnisse sind erschreckend.
Toter Vogel auf einem Strand

Über einen Zeitraum von 70 Jahren wurden 60 Prozent aller Tierarten in den Nordseeregionen Skagerrak und Kattegat ausgerottet – darunter viele seltene Spezies. Das hat eine groß angelegte Inventur des Meeresleben an der schwedischen Westküste ergeben, die ein europäisches Forscherteam durchgeführt hat. Die Ergebnisse haben die Wissenschaftler um Matthias Obst von der Universität Göteborg in der Fachzeitschrift "Marine Biodiversity" veröffentlicht. Ein Vergleich mit einer Bestandsaufnahme des Gebiets in den 1920er und 1930er Jahren zeigt, dass sich die Bestände bei 75 Prozent der verbleibenden Arten verschlechtert haben.

Um die Daten direkt vergleichen zu können, entnahmen die Wissenschaftler die Proben an denselben Orten und in der gleichen Jahreszeit wie in der früheren Studie. Auch die damals beschriebenen Gerätschaften und Methoden behielten die Biologen bei. Insgesamt sammelten sie Meeresproben an mehr als 500 verschiedenen Stellen über mehrere Jahre hinweg zwischen 2004 und 2009. Eine genauere Analyse von 54 Stellen ergab, dass dort heute nur noch 250 verschiedene Arten aufzufinden sind. In der ursprünglichen Inventur waren es rund 600. Nur 17 Prozent der Tierarten sind immer noch genauso zahlreich wie damals. Und nur knapp 8 Prozent der Arten kommen nun häufiger vor, darunter vor allem Weichtiere und Korallen.

Konkrete Ursache konnten die Wissenschaftler den Artenrückgängen in der Nordsee nicht zuweisen, da seit der letzten Inventur zu viel Zeit vergangen ist. Dass jedoch der Mensch dabei eine maßgebliche Rolle spielt, steht für den Meeresbiologen Matz Berggren am Naturhistorischen Museum in Göteborg, einem Koautor der Studie, außer Frage, wie er dem Schwedischen Hörfunk berichtet. In ihrer Studie schreiben die Autoren, dass der Artenrückgang wahrscheinlich einer Kombination von Faktoren zuzuschreiben sei – Wasserverschmutzung, Überfischung, Schleppnetzfischerei, Zerstörung von Lebensräumen, Einfuhr invasiver Spezies und Klimawandel seien nur einige Beispiele. Um das Meeresleben besser vor diesen Einflüssen schützen zu können, sollten regelmäßige Kontrollen der Bestände durchgeführt werden. Nur so könnten die richtigen Maßnahmen eingeleitet werden, um seltene Arten zu schützen und die Bestände zu erhalten, meinen die Biologen.

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