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Tierphysiologie: Maulwürfe riechen stereo

Ostamerikanischer Maulwurf

Die meisten Säugetiere sehen und hören in Stereo: Sie verarbeiten die Informationen aus dem rechten und linken Sinnesorgan zu einem räumlichen Gesamteindruck. Auch die Nase bietet gegebenenfalls getrennte Signale, doch liegen die beiden Öffnungen so nahe beieinander, dass ein Unterschied wohl sehr gering ist – womöglich zu gering, um überhaupt bemerkbar zu sein. Dem Ostamerikanischen Maulwurf (Scalopus aquaticus) allerdings reichen die winzigen Duftdifferenzen aus, um die Nahrungssuche zu beschleunigen.

Kenneth Catania von der Vanderbilt University war überrascht davon, wie schnell und gezielt die Tiere in Experimenten Nahrung aufspüren. Dabei fiel ihm auf, dass sie immer wieder mit ihrer Nase deutlich schnüffeln, bevor sie den Weg fortsetzen. Er setzte die Maulwürfe daraufhin in eine Kammer, in der er mittels Luftdruckmessung das Schnüffeln erfassen konnte, und verfolgte die Futtersuche mit einer Hochgeschwindigkeitskamera.

Maulwürfe im Experiment

Die Tiere entdeckten das irgendwo in einem Halbkreis deponierte Futter problemlos in weniger als fünf Sekunden. Blockierte der Forscher jedoch eines ihrer Nasenlöcher, brauchten sie erheblich länger – und hatten zudem einen klaren Drall in Richtung des nicht verstopften Nasenlochs. Trotz allem aber waren sie in der Lage, das Futter zu finden. Das gelang ihnen jedoch nicht mehr, wenn Catania mit Hilfe feiner Kunststoffröhrchen die "Riechbahnen" im Nasenraum kreuzte: Auch dann liefen die Tiere zwar in die richtige Richtung, suchten aber schließlich vergeblich links und rechts der Futterstellen.

Gradient weist den Weg | Da an den beiden Nasenlöchern trotz des engen Abstands unterschiedliche Duftstoffkonzentrationen ankommen, erkennt der Maulwurf, aus welcher Richtung die Nahrung lockt.

Offenbar nutzen die Tiere auf Distanz die reine Duftinformation, um zunächst den richtigen Weg zu finden. Erst in der Nähe der Duftquelle, wo auch der Gradient der Duftstoffkonzentration in der Luft am größten ist, nutzen sie den räumlichen Eindruck, den sie über beide Nasenlöcher empfangen. Dementsprechend funktionierte das Stereoriechen im Abstand von bis zu fünf Zentimetern am effektivsten: Hier wirkte sich die Nasenlochblockade am stärksten aus.

Inwieweit auch andere Tiere stereo riechen können, ist sehr umstritten. Experimente an Ratten hatten kürzlich erst gezeigt, dass die Nager in Schwierigkeiten geraten, wenn sie einer Duftspur mit teilweise blockierter Nase folgen sollen. Auch von Menschen gibt es Hinweise, dass sie Geruchsinformationen womöglich getrennt nach Nasenloch zuordnen können – andere Studien widersprechen dem jedoch.

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