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Verhaltensforschung: Mein Freund, die Schabe

Forschern aus Belgien gelang ein bislang unerreichter Coup interdisziplinärer Annäherung: Sie brachte Vertreter der sonst wenig herzlich in Sozialkontakten engagierten Roboter zur Aufnahme kommunikativer Kontakte mit einer Spezies aus der Kakerlakenverwandschaft.

Lasst uns Freunde sein! | Sie riechen wie Schaben, sind es aber nicht: Forscher belegten Roboter mit den Pheromonen von Kakerlaken, sodass sie von den Insekten als vollwertige Gruppenmitglieder akzeptiert wurden.
Dem Erfolg des Teams um Jose Halloy von der Freien Universität Brüssel gingen gezielte Verhaltensstudien voraus. Die Wissenschaftler setzten eine Gruppe Amerikanischer Großschaben (Periplaneta americana) in einem hellen Gehege mit zwei dunkleren Unterstellplätzen aus. Dort sammelten sich die sozialen Tiere binnen weniger Stunden, weil sie Dunkelheit instinktiv bevorzugen. Entsprechend den beobachteten Verhaltensmustern programmierten die Wissenschaftler anschließend einige Schaben-große Roboter.

Diese besaßen weder Flügel noch Fühler und hatten auch sonst wenig mit einer Kakerlake gemein. Trotzdem wurden sie von den Insekten sofort akzeptiert. Den Grund für diesen Erfolg sehen die Forscher weniger in einem ausgefeilten Verhaltensrepertoir der Automaten, als in ihrem sozial akzeptablen Duft: sie hatten die Schützlinge vor dem Versuch zusätzlich mit den Pheromonen der Schaben parfümiert.

Als vollwertige Mitglieder in die Gruppe aufgenommen, konnten die autonom handelnden Roboter das Verhalten der Kakerlaken dann sogar gezielt beeinflussen. Waren sie so programmiert, dass sie hellere Flecken des Geheges ansteuerten, folgten ihnen die meisten Insekten – entgegen ihren instinktiven Vorlieben. Hatten alle dann ein gemeinsames Plätzchen gefunden, schmiegten sie sich eng aneinander. (may)

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