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Biologie: Menschliches Darmbakterium tötet Korallen

Infizierte Elchhornkoralle
Das Proteobakterium Serratia marcescens ist ein klassischer Krankenhauskeim, der bei immunschwachen Patienten zum Beispiel Harnwegsinfekte auslöst oder die Oberflächen von Kathetern besiedelt. Allerdings ist das Bakterium nicht nur für Menschen gefährlich. Bei der karibischen Elchhornkoralle Acropora palmata lösen bestimmte Stämme des Bakteriums eine Krankheit namens Acroporiden-Serratiose aus, bei der sich weiße, abgestorbene Flecken auf der Oberfläche der Kolonien bilden.

Infizierte Elchhornkoralle | Vor Florida infiziert ein Bakterium die Elchhornkorallen. Wissenschaftler haben jetzt gezeigt, dass die Krankheit vom Menschen stammt.
Das ist nicht etwa nur eine zufällige Parallele, wiesen jetzt US-Forscher nach. Genetische Analysen zeigen, dass der Stamm mit der Bezeichnung PDR60, der aus menschlichen Abwässern stammt, auch gegenüber Korallen am aggressivsten ist. Andere, aus Meeresorganismen isolierte Varianten des Bakteriums schädigten die Korallen in dem Experiment deutlich langsamer. Das Team um Kathryn Sutherland vom Rollins College in Winter Park untersuchte verschiedene Proben des Erregers aus Meeresorganismen und Abwässern daraufhin, ob sie Korallen infizieren können.

Die Forscher isolierten je drei etwa 25 Quadratzentimeter große Stücke gesunder Korallen in Aquarien, in denen sie die Infektionstests mit dem Pathogen durchführten. Sie infizierten die Korallen mit isolierten Serratia-Stämmen aus infizierten Elchhornkorallen, anderen Korallen des gleichen Ökosystems, einer Korallen fressenden Schnecke und menschlichen Abwässern. Die PDR60-Isolate aus Abwasser verursachten binnen nur vier Tagen die typischen Schäden der Acroporiden-Serratiose – Erreger aus infizierten Korallen oder anderen Meerestieren brauchten zehn Tage oder länger, bis die ersten Schäden an der Kolonie auftraten.

Das Ergebnis zeigt, dass das Korallenpathogen Serratia ursprünglich vom Menschen stammt und mit kommunalen Abwässern in die küstennahen Meere gelangt. Das ist ausgesprochen ungewöhnlich angesichts der großen Unterschiede zwischen den drei Lebensräumen Säugetier, Meerwasser und Nesseltier, mit denen der Erreger auf diesem Infektionsweg klarkommen muss. Der spezifische Infektionsweg bedeutet jedoch auch, dass der Erreger vergleichsweise einfach zu kontrollieren ist – indem man die Kläranlagen an der Küste aufrüstet. (lf)

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