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Hirnevolution: Menschliches Kleinhirn wuchs schneller als gedacht

Lange Zeit galt der Neokortex als das hervorstechende Merkmal in der Entwicklung des Menschen. Nun stellt sich heraus: Das Kleinhirn wuchs weit schneller.

Im Bezug auch die evolutionäre Entwicklung unseres Gehirns konzentrierten Forscher sich lange Zeit Schwerpunktmäßig auf den Neokortex. Dieser nimmt rund 90 Prozent der Oberfläche des Großhirns ein und ist etwa für die Verarbeitung von Sinneseindrücken und für Bewegung zuständig. Aus diesem Grund lag die Vermutung nahe, dass er sich im Lauf unserer Entwicklung auch am meisten ausgedehnt hat und wurde von einigen Experten daher als "der Sitz unserer Menschlichkeit" gehandhabt.

Forscher um Robert Barton von der britischen Durham University widersprechen nun aber dieser Theorie: Sie entdeckten nämlich, dass sich ausgerechnet das Kleinhirn, auch Cerebellum genannt, gleich sechsmal schneller entwickelte. Der Neokortex, so argumentieren die Forscher, hänge dabei eher von der Größe des Lebewesens an sich ab. Das könne man etwa an Pottwalen festmachen, die auch einen proportional größeren Neokortex aufweisen als der Mensch. Das Verhältnis zwischen diesem Areal und dem Kleinhirn sieht dagegen auf Grund des schnellen Wachstums des Cerebellums bei Menschen und nichtmenschlichen Primaten anders aus als bei anderen Spezies.

"Das menschliche Kleinhirn enthält rund 70 Milliarden Neurone – das sind viermal mehr als im Neokortex", so Barton. "Niemand weiß genau, wofür all diese Nervenzellen da sind, aber sie müssen etwas Wichtiges tun." Das Cerebellum ist unter anderem für das Planen von komplexen Bewegungsabläufen zuständig, wie sie etwa beim Werkzeugbau und -gebrauch eine Rolle spielen. Neuere Studien schreiben der Region aber auch vermehrt eine Beteiligung an höheren kognitiven Prozessen zu, beispielsweise bei der Sprachverarbeitung.

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