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Chronisches Erschöpfungssyndrom: Merkwürdiger Befund im Hirnscan

Wissenschaftler haben die Gehirne von Patienten gescannt, die am chronischen Erschöpfungssyndrom leiden. Dabei stach ihnen eine unerwartete Gemeinsamkeit ins Auge.

Welche Ursache hinter der als "chronisches Erschöpfungssyndrom" (chronic fatique syndrome, CFS) bezeichneten Krankheit steckt – und ob es sich überhaupt um eine einheitliche Erkrankung handelt –, ist noch immer ungewiss. Der Leidensdruck der Patienten, die neben dauerhafter Erschöpfung auch unter einer Vielzahl weiterer Einschränkungen leiden wie zum Beispiel Hals- oder Muskelschmerzen, ist jedoch im Allgemeinen groß. Wissenschaftler wie Michael Zeineh von der Stanford University suchen daher nach Gemeinsamkeiten, die die diversen Symptome erklären und dadurch auf eine Ursache deuten könnten.

Bei Untersuchungen im Hirnscanner sind Zeineh und Kollegen nun auf einen unerwarteten anatomischen Befund gestoßen: Im Hirn ihrer 15 Patienten war ein Leitungsbündel im Großhirn nachweislich schwächer ausgeprägt als bei gesunden Vergleichspersonen. Großhirnrindenareale, die von diesem Strang miteinander verknüpft werden, wiesen gleichzeitig eine größere Dicke auf als sonst üblich.

Bei dem fraglichen Leitungsbündel handelt es sich um den rechten Fasciculus arcuatus. Bekannt ist vor allem sein (bei Rechtshändern meist) linksseitiges Pendant, es verknüpft das Broca- und das Wernickeareal miteinander, die eine zentrale Rolle in der neuronalen Sprachverarbeitung spielen. Welche Aufgaben der rechte Fasciculus arcuatus übernimmt, und warum eine Störung seiner Funktion einige Symptome des CFS hervorrufen könnte, wissen die Forscher nicht. Kommende Studien sollen daher zunächst den Befund bei einer größeren Probandengruppe überprüfen. An einen Messfehler glauben die Wissenschaftler jedoch nicht, da sich die gemessenen Auffälligkeiten sowohl in der Leitungsbahn als auch in den verbundenen Großhirnarealen zeigten.

Unsicher ist zudem, ob sie es mit einer Ursache oder einer Folge des chronischen Erschöpfungssyndroms zu tun haben. Sollten ihre Beobachtungen Bestand haben, lassen sich künftig womöglich Messungen dieses Hirnbereichs zur Diagnose des Erschöpfungssyndroms heranziehen.

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