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News: Mittelalterliche Ring-Inschrift entschlüsselt

Die kryptische Mittelalterinschrift des "magischen Ringes von Paußnitz" ist entschlüsselt. Die Auflösung des Rätsels um das silberne Schmuckstück und seine Bedeutung wurden gestern auf einer Pressekonferenz des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle der Öffentlichkeit vorgestellt.

Dechiffriert handele es sich um ein seltenes Schriftzeugnis der mittelhochdeutschen Sprache, das wie folgt zu lesen ist: "NAINE MI XPS". Die wörtliche Übersetzung müsse "Verneine mich Christus" lauten und sei laut dem Theologen Olav Röhrer-Ertl im Sinne von "Vernichte mich Christus" zu verstehen. Diese magische Anrufung sei als Ausdruck innigster religiöser Hingabe zur Erlangung des Seelenheils zu werten.

Der geistige Inhalt des Rings ist offenbar auf mehreren Ebenen verschlüsselt worden. So ziele bereits die graphische Gestaltung der Inschrift darauf ab, hinsichtlich Sprache, Alphabet und Symbolgehalt falsche Spuren zu legen. Mittel der Kodierung seien unter anderem eine wechselnde Orientierung der Zeichen und die Benutzung zweier Schriftarten in verschiedenen Schreibvarianten. Der Text ist in frühgotischen Majuskeln und Buchstaben der damals schon nicht mehr gebräuchlichen irisch-angelsächsischen Zierkapitalis abgefasst, so die Information des Landesmuseums.

Der Ring befand sich zusammen mit mehreren hundert Silbermünzen in einem vergrabenen Keramikgefäß, das 1898 bei Gartenarbeiten in einem Gutshof gefunden wurde. Der gesamte Schatz müsse kurz nach 1150 versteckt worden sein. Seine zwölfeckige Form und die eingravierten Zeichen würden den Silberring, der wahrscheinlich einem Kreuzfahrer gehörte, zu etwas Besonderem machen. Laut Röhrer-Ertl gebe es nur 25 bis 30 Ringe mit einer derartigen Inschrift.

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  • Quellen
Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 87: 81–139 (2003)

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