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Empathie: "Mögest du frei von Leid sein!"

Eine spezielle Meditationsübung fördert Mitgefühl.
Meditation

Wie stark wir mit anderen Menschen mitfühlen, denen Böses widerfährt, scheint kein fester Zug unserer Persönlichkeit zu sein. Empathie ist vielmehr trainierbar, erklären Wissenschaftler um Richard Davidson von der University of Wisconsin-Madison.

Die Forscher verordneten ihren Probanden eine vom Buddhismus inspirierte "Mitgefühlsmeditation": Die Teilnehmer sollten sich eine leidende Person vor Augen führen und durch das Nachsprechen von Sätzen wie "Mögest du frei von Leid sein! Mögen Freude und Ruhe mit dir sein!" den Wunsch nach Linderung einüben. Das Training begann mit der Visualisierung von vertrauten Personen und wurde zunehmend anspruchsvoller: Auch am Leid von Fremden und dem einer "schwierigen Person" aus dem privaten Umfeld galt es dann Anteil zu nehmen.

Eine zweite Probandengruppe lernte währenddessen, bestimmte Situationen neu zu bewerten. Sie riefen sich beispielsweise einen alten Streit ins Gedächtnis und betrachteten ihn aus neuem Blickwinkel. Auf diese Weise gelang es ihnen, negative Emotionen abzubauen. Die Online-Trainings dauerten jeweils zwei Wochen, täglich eine halbe Stunde.

Anschließend stellten die Teilnehmer in einem Test unwissentlich ihr Mitgefühl unter Beweis. Mit einer gegebenen Summe Spielgeld konnten sie das Budget eines anderen aufstocken, der durch ungerechte Verteilung sehr knapp bei Kasse war. Die Mitgefühlsmeditierer erwiesen sich dabei als weitaus spendabler: Sie gaben fast doppelt so viel ab wie jene, die das Neubewerten von Situationen geübt hatten. Und diese zeigten sich wiederum großzügiger als eine Kontrollgruppe, die gar keine Methode erlernt hatte.

Im Kernspintomografen betrachteten alle Probanden im Anschluss Bilder von leidenden Menschen – etwa von Brandopfern oder einem weinenden Kind. Bei denen, die ihr Mitgefühl trainiert hatten, regten sich verstärkt Hirnregionen wie der inferiore Parietalkortex und der dorsolaterale Präfrontalkortex. Sie spielen für Empathie und Gefühlsregulationen eine wichtige Rolle.

"Dass bereits nach sieben Trainingsstunden neuronale Unterschiede auftreten, ist bemerkenswert", findet Studienleiter Davidson – und plädiert für praktische Anwendungen: "Mitgefühlstraining in Schulen könnte etwa Mobbing unter Kindern reduzieren."

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