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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Die Highlights der zweiten Februarhälfte

In der zweiten Hälfte des Februars bieten sich der Mond und die hellen Planeten zu Beobachtung an. Insbesondere die Jupitermonde locken zum Blick durch das Fernrohr.
Saturn von Emil Kraaikamp
An dieser Stelle möchten wir Ihnen im Abstand von rund zwei Wochen aktuelle Beobachtungstipps bieten. Es geht vor allem um Objekte, die sich mit einem Feldstecher oder einem kleinen Teleskop beobachten lassen. Sie eignen sich somit besonders für Einsteiger in das Thema Himmelsbeobachtung.

In der zweiten Februarhälfte geht es wie zu Monatsbeginn mit den kosmischen Schattenspielen im Sonnensystem weiter. Am 18. Februar lässt sich wieder der Effekt des "Goldenen Henkels" auf dem zu 84 Prozent beleuchteten Mond beobachten – die hohen Juraberge am Rand der Regenbogenbucht Sinus Iridum werden von der Sonne beleuchtet, während die Umgebung noch im Schatten liegt. Vier Tage später ist am 22. Februar Vollmond. Zwei Tage danach zieht der Erdtrabant knapp an Jupiter vorbei. Der Winkelabstand beträgt dabei nur etwas mehr als zwei Grad.

Jupiter hat schon vor einigen Wochen die Himmelsbühne betreten und macht sich bereit für seinen großen Auftritt im Frühjahr und Sommer. Mitte März erreicht er seine Opposition und ist dann die ganze Nacht am Himmel zu sehen. Der Riesenplanet bietet ein großes Repertoire an spektakulären und dynamischen Ereignissen: Am 22. Februar wird der Mond Europa seinen Schatten auf Jupiter werfen. Während der Planet an unserem Himmel höhersteigt, wandern Europa und ihr Schatten über die Planetenscheibe. In dem Moment, da Europas Schatten verschwindet, wirft Io auf der anderen Seite des Planeten seinen Schatten, bis auch er vorübergezogen ist.

Am 29. Februar steht Jupiter bei einem ähnlichen Ereignis schon hoch am Himmel. Diesmal schafft es Europa allerdings nicht, rechtzeitig den Platz für Io zu räumen, sondern beide Schatten zeigen sich gleichzeitig von 23:30 bis 0:20 Uhr MEZ auf der Planetenscheibe. Der Schatten von Europa ist ab ab 21:30 Uhr MEZ zu sehen. Während des Spektakels befinden sich zeitweise bis zu drei Monde vor Jupiter: Io, Europa und die winzige Amalthea. Die besten Chancen Letztere zu sehen, bestehen wohl gegen 22:32 Uhr und 00:07 Uhr MEZ, wenn Amalthea als winziges Pünktchen dicht an der Kante der Planetenscheibe steht und so leichter zu finden ist. Allerdings benötigen Sie hierzu schon ein größeres Fernrohr. Amalthea war übrigens der letzte Mond des Sonnensystems, der visuell mit dem Fernrohr entdeckt wurde. Dies gelang Emerson E. Barnard am 9. September 1892 mit dem 91-Zentimeter-Refraktor des Lick-Observatoriums.

Jupiter am 29. Februar 2016 | In der Nacht vom 29. Februar auf den 1. März 2016 lässt sich die Passage der beiden Jupitermonde Io (links) und Europa (rechts) mitsamt ihren Schatten verfolgen. Beobachter mit großen Teleskopen könnten versuchen, den kleinen inneren Mond Amalthea aufzuspüren.
Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im Februar empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik "Aktuelles am Himmel", die in jedem Heft von "Sterne und Weltraum" erscheint.

Der Gasplanet selbst zeigt sich wie gewohnt mit seinen dunklen Wolkenbändern. Für einen Planeten seiner Größe – Jupiter hat einen elfmal größeren Durchmesser als die Erde – dreht er sich extrem schnell. Ein Tag dauert nur rund zehn Stunden. Durch die schnelle Rotation und das Fehlen einer festen Oberfläche ist er deutlich abgeplattet. Im Teleskop lässt sich dies an der ovalen Form sehr gut erkennen. Ein anderer Effekt der schnellen Rotation ist, dass wir etwa jede zweite Nacht den berühmten Großen Roten Fleck sehen können. Entgegen seinem Namen ist der Fleck allerdings schon seit Jahren dabei zu schrumpfen und erscheint auch nicht rot, sondern wirkt eher orange/rehbraun. Trotzdem bietet er noch einen schönen Anblick. Jupiter ist derzeit etwa 4,5 Astronomische Einheiten von der Erde entfernt und steht unübersehbar im Sternbild Löwe. Ein Funksignal bräuchte zu ihm mehr als eine halbe Stunde.

Auch der Rote Planet Mars kommt uns immer näher, er durchläuft seine Opposition Mitte Mai. Dann steht der Planet mit Erde und Sonne auf einer Linie und hat für diese Zeit den geringsten Abstand zur Erde. Somit lässt er sich besonders gut beobachten, da er im Teleskop nun am größten erscheint und die ganze Nacht am Himmel zu sehen ist. Der Mars steht allerdings derzeit noch mit einem beträchtlichen Winkel zu uns. Deshalb sieht man im Teleskop sogar eine Phase, das heißt er sieht ziemlich eiförmig aus. Auf seiner Oberfläche lassen sich bei guten Bedingungen einige Details ausmachen. Am markantesten sind dunkle Flächen wie die Valles Marineris, ein riesiger Canyon, der helle Fleck des Olympus Mons, der größte Vulkan im Sonnensystem und natürlich die weißen Polkappen aus Trockeneis. Mars ist im Februar rund 1,2 Astronomische Einheiten von uns entfernt und steht zwischen Waage und Skorpion. Ein Bild von einem Marsrover braucht für diese Strecke etwa zehn Minuten.

Mars am 1. März 2016 | Der Rote Planet wird am Himmel immer besser sichtbar, er zeigt Anfang März 2016 noch eine ausgeprägte Lichtphase. Die beiden Marsmonde Phobos und Deimos sind sehr lichtschwach und nur in großen Fernrohren bei optimalen Bedingungen zu sehen.

In der zweiten Nachthälfte geht auch schon wieder Saturn auf. Der Herr der Ringe zeigt diese weit geöffnet und lässt tief blicken. Schon in kleinen Teleskopen kann man die Cassini-Teilung erkennen. Sie wurde als Lücke in den unzähligen Ringen vermutet, bis die Raumsonde Pioneer 11 im September 1979 herausfand, dass diese "Lücke" gar nicht leer ist.

Durch die Bewegung des Ringplaneten um die Sonne ändert sich aber die Perspektive auf Saturn, und die Ringe schließen sich über die Jahre, um sich danach wieder zu öffnen. Bis dahin dauert es aber noch einige Zeit. Somit können wir den Planeten und sein Ringsystem ausgiebig beobachten. Saturn hat viele Monde, von denen sich bis zu acht im Amateurfernrohr sichten lassen. Der größte ist Titan, der einzige Mond des Sonnensystems mit einer dichten Atmosphäre. Er lässt sich leicht als heller Punkt nahe dem Planeten ausmachen, um den noch fünf bis sechs weitere Monde zu sehen sind. Saturn ist nahe dem Sternbild Skorpion zu finden.

Saturn am 1. März 2016 | Saturn zeigt sich im Jahr 2016 mit weit geöffneten Ringsystem, denn derzeit herrscht Frühling auf der Nordhemisphäre. Die Monde Titan (oben rechts), Dione (links von Saturn), Tethys (links unterhalb von Saturn) und Rhea (rechts von Saturn) lassen sich schon in kleinen beziehungsweise mittelgroßen Fernrohren sichten.

Zu guter Letzt geht kurz vor der Morgendämmerung die Venus im Osten auf. Der Schwesterplanet der Erde hat uns auf seiner Bahn um die Sonne schon überholt. Dabei wird die Venus im Teleskop immer kleiner und voller, denn bei den inneren Planeten ist es möglich, wie bei unserem Mond Lichtphasen zu sehen. Im Moment erscheint sie schon mehr als halb voll und zeigt eine ähnliche Phase wie der Mars. Auf ihrer Oberfläche können wir leider keine Details sehen, denn sie ist in eine dichte permanente Wolkenhülle gepackt. Im Teleskop erscheint der Planet visuell einfach cremefarben weiß.

Helle Planeten am Morgenhimmel | Am frühen Morgen in der Dämmerung lassen sich in Richtung Südosten die hellen Planeten Venus, Saturn und Mars annähernd auf einer Linie, der Ekliptik, mit dem bloßen Auge erkennen. Merkur steht zu nah am Horizont, um sichtbar zu sein.

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