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Astromineralogie: Mondmineral Tranquillityit auch auf der Erde entdeckt

Irdischer Tranquillityit

Die 21 Kilogramm Mondgestein, die im Juli 1969 von den Astronauten der ersten bemannten Mondlandung von Apollo 11 zur Erde gebracht wurden, gehören wohl zu den am besten untersuchten Gesteinsproben der Wissenschaftsgeschichte. Obwohl die Gesteine, die im Meer der Ruhe oder Mare Tranquillitatis aufgesammelt wurden, irdischen vulkanischen Basalten sowohl im Aufbau als auch der chemisch-mineralogischen Zusammensetzung sehr stark gleichen, waren sie dennoch für Überraschungen gut.

Irdischer Tranquillityit | Das silikatische Mineral Tranquillityit bildet in Ganggesteinen in Westaustralien haarfeine Nadeln und Plättchen aus. Im Lichtmikroskop (oben) erscheint das Mineral bräunlich, im Rasterelektronenmikroskop (unten) tritt die Kristallform besonders deutlich hervor.
So stießen Mineralogen in den Gesteinsproben auf drei bis dato unbekannte Minerale. Es handelt sich dabei um Armalcolit, Pyroxferroit und Tranquillityit. Armalcolit wurde nach den Anfangsbuchstaben der Nachnamen der drei Apollo-11-Astronauten Armstrong, Aldrin und Collins benannt, während der Tranquillityit seinen Namen nach der Landestelle im Mare Tranquillitatis erhielt. Pyroxferroit trägt dagegen einen wissenschaftlichen Namen, der aus systematischen Gründen vergeben wurde. Armalcolit und Pyroxferroit fanden sich aber nur wenige Jahre später auch in irdischen Gesteinen und sind dort gar nicht einmal sehr selten. Nur Tranquillityit war bislang nur vom Mond und in einigen auf der Erde gefundenen Meteoriten bekannt.

Nun stieß eine Forschergruppe um den Geologen Birger Rasmussen an der Curtin University in der westaustralischen Stadt Bentley auf irdische Vorkommen von Tranquillityit. Das silikatische Mineral mit der Formel Fe8 (ZrY)2Ti3Si3O24 tritt im australischen Gliedstaat Westaustralien in Gesteinsgängen aus Dolerit auf. Es bildet dort haarfeine Nadeln und dünne Plättchen als Einschlüsse in Quarz und Feldspäten. Mittels einer Ionensonde, eines speziellen Elektronenmikroskops mit angeschlossenem Massenspektrometer, ließ sich die chemische Zusammensetzung dieser Mineraleinschlüsse ermitteln. Sie war de facto identisch mit derjenigen aus den Mondgesteinsproben. Außerdem konnten die Forscher das Alter der Minerale bestimmen, es liegt bei etwa 1,07 Milliarden Jahren.

Dass die Forscher diese Nadeln und Plättchen überhaupt detailliert unter die Lupe nahmen, lag daran, dass sie kurz zuvor aus anderen Gründen Mondgestein untersucht hatten, so dass ihnen die Ähnlichkeit bei der Bearbeitung der irdischen Proben aus der Region Warakurna auffiel. Tatsächlich stießen sie in sechs verschiedenen Ganggesteinen aus Dolerit auf die kleinen Einsprenglinge. Die Forscher vermuten daher, dass Tranquillityit gar nicht so selten auf der Erde vorkommt, bislang aber nicht intensiv danach gesucht wurde. Weitere irdische Vorkommen sind somit sehr wahrscheinlich.

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