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Medizin: Müde Mäuse sind schlechte Stammzellspender

Bei der Stammzellspende müssen Spender und Empfänger nicht nur zusammenpassen – der Spender sollte möglichst auch ausgeschlafen sein. Das zeigt zumindest ein Versuch mit Mäusen.
Maus

Nager mit einem Schlafdefizit eignen sich offenbar nicht so gut als Blutstammzellspender wie ihre ausgeschlafenen Artgenossen. Das zeigten nun Forscher um Aysa Rolls von der Stanford University. In einem Laborexperiment hielten sie manche Mäuse vier Stunden lang wach, während die anderen Tiere schlafen durften. Anschließend entnahmen sie beiden Gruppen Stammzellen aus dem Knochenmark und übertrugen diese auf kranke Empfängermäuse. 8 und 16 Wochen nach der Transplantation untersuchten die Forscher, wie viele Immunzellen eines bestimmten Typs sich aus den gespendeten Stammzellen bei den Empfängern entwickelt hatten. Der Anteil der neu entwickelten Zellen war dabei größer, wenn die Stammzellen von ausgeschlafenen Spendern gekommen waren.

Mit Hilfe von Fluoreszenzmarkierung verfolgten die Forscher außerdem nach, wie viele Stammzellen nach der Transplantation tatsächlich vom Blut des Empfängers in das Knochenmark wanderten. Nach zwölf Stunden hatten das 3,3 Prozent der Zellen von ausgeschlafenen Mäusen geschafft, bei den Zellen von müden Spendern waren es dagegen nur 1,7 Prozent. Weitere Versuche in der Zellkultur zeigten, dass Blutstammzellen von schläfrigen Nagern schwächer auf chemische Signale reagieren, die die Wanderung der Zellen anregen. All diese Effekte ließen sich vermeiden, wenn man den Mäusen mit dem Schlafdefizit ebenfalls die Möglichkeit gab, sich vor der Spende noch einmal zwei Stunden lang aufs Ohr zu hauen: Dann verhielten sich die Stammzellen in allen Tests wieder normal.

Ob das auch Auswirkungen auf die unzähligen Blutstammzellspenden haben könnte, die pro Jahr in der klinischen Praxis durchgeführt werden, um menschlichen Patienten mit bestimmten Immun- oder Krebserkrankungen zu helfen, ist unklar. "Im Hinblick darauf, wie wenig Beachtung wir Schlaf im Krankenhausalltag schenken, ist dieses Ergebnis beunruhigend", sagt zumindest Rolls. "Wir betreiben einen riesigen Aufwand, um den passenden Stammzellspender zu finden. Unsere Untersuchung deutet nun darauf hin, dass es sich vielleicht auch nachteilig auf den Erfolg der Transplantation auswirken könnte, wenn der Spender nicht erholt genug ist." Dass auch unausgeschlafene Menschen schlechtere Stammzellspender sind, ist aber erst noch zu beweisen.

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