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Britische Bronzezeit: Mumifizierung war verbreiteter als gedacht

Im Großbritannien der Bronzezeit wurden Tote wohl häufig für die Ewigkeit konserviert. Das verraten sogar die vielen Fälle, in denen sich kein rechter Erfolg einstellen wollte.
Symbolbild: Menschlicher Schädel in der Erde

Bronzezeitliche Bewohner der Britischen Inseln haben ihre Toten wohl in vielen Fällen mumifiziert, wie eine aktuelle Untersuchung an Skelettfunden verschiedener Regionen zeigt. Leider waren ihre Versuche nur in wenigen Fällen von dauerhaftem Erfolg gekrönt. Lediglich vereinzelt haben sich konservierte Körper bis heute erhalten, so etwa in spektakulärer Form auf den Orkneyinseln.

Dennoch scheint die Mumifizierung verbreitete Praxis gewesen zu sein, wie Archäologen nun berichten. Die Menschen der Bronzezeit versenkten vermutlich verstorbene Angehörige eine Zeit lang in Mooren, um sich den dort natürlicherweise ablaufenden Konservierungsprozess zu Nutze zu machen. In anderen Gegenden könnten sie die Leichen in heißem Rauch oder in der Sonne getrocknet haben. Auch eine Entnahme der Eingeweide half den Menschen wohl, dem fortschreitenden Verwesungsprozess Einhalt zu gebieten, erklären Tom Booth von der University of Sheffield und Kollegen.

Die Archäologen haben sich dazu bei den wenigen erhaltenen Mumien auf die Suche nach auffälligen Spuren an Knochen gemacht. Wird ein Leichnam mumifiziert, verhindert dies, dass Bakterien wie sonst üblich die Knochen verdauen. Während die Knochen von unbehandelten Toten an ihrer Oberfläche zerfressen sind, offenbaren die Knochen der Mumifizierten eine weniger stark angegriffene Oberfläche.

Mit diesem Wissen gewappnet, haben sich Booth und Kollegen über 300 Knochenfragmente aus 26 quer über das Land verstreuten Fundorten angeschaut. Unter den 34 Individuen, die aus der Zeit vom 4. vorchristlichen Jahrtausend bis in die Jetztzeit stammten, wiesen 16 Anzeichen einer Mumifizierung auf – allesamt stammten sie aus der Bronzezeit, die um das Jahr 2200 v. Chr. begann und um 700 v. Chr. endete. Nun wollen die Forscher mit der gleichen Methode auch weitere Knochenfunde aus dem übrigen Europa untersuchen – womöglich finden sich hier ebenfalls Hinweise auf diese Bestattungspraxis.

Dass man heutzutage auf den Britischen Inseln trotzdem so wenige Mumien findet, liegt wahrscheinlich an den äußerst ungünstigen Erhaltungsbedingungen. Selbst bei einer ausgetrockneten oder im Moor konservierten Mumie zerfallen die Weichteile schnell, wenn der Körper anschließend in der Erde beigesetzt wird.

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