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Sonnensturm: Mysteriöses Sonnenereignis entdeckt

Im Holz uralter Bäume spürten Wissenschaftler die Spuren einer seltsamen solaren Aktivität vor 7000 Jahren auf. Dergleichen geschah seitdem nicht wieder. Aber warum?
Doe Langlebige oder Westliche Grannen-Kiefer gehört zu den Pflanzenarten, die am ältesten werden können

Die Westliche Grannen-Kiefer (Pinus longaeva) erfreut sich bei Forschern großer Beliebtheit: Botaniker schätzen sie wegen ihrer extremen Langlebigkeit – viele lebende Exemplare sind zwischen 4000 und 5000 Jahren alt. Geowissenschaftler mögen sie, weil sie wegen ihres hohen Lebensalters in ihrem Holz zahlreiche Hinweise auf frühere Klimaänderungen oder kosmischen Ereignisse gespeichert hat. Und weil in der trockenen Höhenluft ihrer Heimat im Westen der USA auch Totholz nur sehr langsam verwittert, können die Forscher fast bis zur letzten Eiszeit zurück Daten gewinnen. Auf diese Weise spürten Timothy Jull von der University of Arizona in Tucson, Fusa Miyake von der Universität Nagoya und ihr Team ein extremes solares Ereignis auf, das vor mehr als 7000 Jahren stattgefunden hat und seine Spuren in den Baumringen der damaligen Zeit hinterließ.

Die Forscher untersuchten dazu die Kohlenstoff-14-Gehalte (C14) im Holz, aus denen man auf die Sonnenaktivität zurückschließen kann. Ist unser Stern wenig aktiv, nimmt der C14-Anteil in der Atmosphäre zu und wird entsprechend verstärkt bei der Holzbildung eingebaut. Nimmt sie zu, gehen die Konzentrationen deutlich zurück. Ab dem Jahr 5480 v. Chr. bemerkten die Wissenschaftler einen dramatischen und abrupten Anstieg der C14-Werte im Holz. "Dieses Jahr ist mit keinem anderen seit damals vergleichbar – zumindest nicht mit den uns bekannten Daten", so Timothy Jull. Sein Team hat die Proben in drei Labors in der Schweiz, in Japan und den USA untersuchen lassen, um ja zu gesicherten Werten zu kommen.

Zwar habe es auch 775 und 994 starke C14-Änderungen in den Kiefernhölzern gegeben, doch waren deren Ausmaße nicht so heftig wie bei dem Ereignis vor knapp 7000 Jahren. Bislang können Jull, Miyake und Co nur spekulieren, was damals geschah. Möglich sind zwei Szenarien: Entweder kam es in den Jahren vor 5480 v. Chr. zu einer Reihe sehr heftiger Sonneneruptionen, die den C14-Gehalt in der Erdatmosphäre stark gesenkt hatten, gefolgt von einer Phase normaler Aktivität – während der wieder mehr C14 entstand und eingelagert wurde. "Oder es gab in der Phase nach dem Höchststand ein absolutes Minimum in der Sonnenaktivität, weswegen die Menge an C14 abrupt anstieg", sagt Miyake. Die Wissenschaftler wollen deshalb die Beobachtungen an anderen Sternen nutzen, um mehr über außergewöhnliche Strahlungsausbrüche zu erfahren. Damit hoffen sie das Rätsel des rätselhaften Sonnenereignisses vor mehr als 7000 Jahren lösen zu können.

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