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Tropenkrankheiten: Nebenwirkungen von Malariamedikament geklärt

Mückenweibchen saugt Blut
Eine mangelhafte Versorgung mit der lebensnotwendigen Aminosäure Tryptophan ruft vermutlich die zahlreichen Nebenwirkungen des wichtigen Malariamedikaments Chinin hervor. Diesen Zusammenhang klärten nun Wissenschaftler um Simon Avery von der University of Nottigham auf. Dazu untersuchten sie die Auswirkungen des Heilmittels auf Hefezellen – ein vielfach verwendetes Modellsystem, das dem Menschen auf zellulärer Ebene entspricht.

Die Forscher stellten mehrere tausend verschiedene Hefe-Varianten her, doch es fehlte jedem Typ jeweils eines der insgesamt 6000 Gene, die die Hefe besitzt. So konnten sie analysieren, welche Mutanten Reaktionen auf das Arzneimittel zeigten. Zellen, die unfähig waren, Tryptophan selbstständig herzustellen und deshalb auf bestimmte Transportproteine angewiesen waren, um die Aminosäure aus der Umwelt aufzunehmen, reagierten extrem empfindlich auf die Chininbehandlung. Daraufhin untersuchten die Biologen, auf welche Weise das Medikament mit den Transportproteinen wechselwirkt, und stellten fest: Das Chinin hemmt diese Proteine und verhindert damit die Aufnahme des Tryptophans in die Zelle.

Tryptophan ist ein Vorläufer der Botenstoffe Serotonin und Melatonin und des Vitamins B3. Menschen müssen die Aminosäure mit der Nahrung aufnehmen, ihr Körper kann sie nicht bilden. Die Forscher erhoffen sich, dass eine Nahrungsergänzung mit Tryptophan den Begleiterscheinungen der Chininbehandlung entgegenwirken könnte.

Chinin wurde bereits im 17. Jahrhundert entdeckt und als erstes Medikament zur Behandlung von Malaria eingesetzt. Die Dosis, die zur Behandlung erforderlich ist, kann Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit auslösen sowie zur Erblindung und zur Taubheit führen. In seltenen Fällen bewirkt es Herzlähmung oder gar den Tod. Vor allem bei komplizierten Formen der Malaria wird das Arzneimittel auch heute noch verwendet. (lw)

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