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Digital-Manifest: Nehmt die Herausforderungen der Digitalisierung an

Das Digital-Manifest benennt die Chancen und Risiken der Digitalisierung. Um diesen zu begegnen, sollten wir uns aber noch stärker auf die Aufklärung der Bevölkerung fokussieren, kommentiert Christoph Meinel.
Vernetzte Welt

Der Nutzen der Digitalisierung ist im Digital-Manifest richtig erkannt, obwohl viele der ihr innewohnenden Potenziale noch lange nicht voll ausgeschöpft sind. Auch ist es unbestreitbar richtig, dass sich die damit verbundenen Risiken immer deutlicher abzeichnen und es gilt, diese genauer zu erkennen und zu untersuchen, zu bewerten und einzuschränken. Dazu braucht es aber präzisere Ansätze als im Digital-Manifest beschrieben und vor allem eine noch tiefer gehende Aufklärung breiter Bevölkerungsschichten. Längst ist es etwa für jedermann möglich, sich in offenen Onlinekursen über notwendige Sicherheitsmaßnahmen in der internetgestützten Kommunikation kundig zu machen. Wir am Hasso-Plattner-Institut betreiben dafür zum Beispiel die interaktive Lernplattform openHPI mit kostenlosen "Massive Open Online Courses".

Christoph Meinel | Christoph Meinel ist wissenschaftlicher Direktor und Geschäftsführer des Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI) und Professor für Informatik an der Universität Potsdam.

Ich bin zuversichtlich, dass ein tieferes Verständnis der technischen Zusammenhänge jeden Einzelnen besser in die Lage versetzen wird, sich im Umgang mit den neuen Technologien im Allgemeinen und seinen persönlichen Daten und Informationen im Besonderen mündig und selbstbestimmt, also verantwortlich(er) zu verhalten und die neuen, mit der Digitalisierung beförderten Freiheiten zu nutzen. Denn wir alle mussten ja erst einmal lernen, was die Digitalisierung an Neuem ermöglicht: Botschaften können heute fast in Lichtgeschwindigkeit an jeden Ort der Welt gebracht werden, digital Erfasstes lässt sich nicht mehr löschen, Kopieren kostet praktisch nichts mehr – frühere Generationen konnten uns für den angemessenen Umgang damit keine Handlungsmuster liefern.

Schon an den Schulen muss Jugendlichen das Grundverständnis vermittelt werden, dass jeder in der virtuellen Welt einen digitalen Zwilling bekommt, über den wir miteinander kommunizieren und interagieren können. Und auch Dinge bekommen einen solchen Zwilling, über den sie von uns angesprochen werden und sogar untereinander korrespondieren können. Diese Erkenntnis muss reifen.

Das verursacht eine Explosion der Datenmengen, die zu unserem Wohl wie zu unserem Schaden genutzt werden können. Auch hier ist wieder sachliche Aufklärung gefragt, damit sich nicht aus Angst vor Neuem und Unbekanntem bei den Menschen Skepsis und schnelle, falsche Vorurteile festsetzen, sondern eine positive Grundstimmung zur offenen Auseinandersetzung mit der Nutzung dieser so genannten Big Data gefördert wird. Gesundheitsfürsorge und Verbrechensbekämpfung sind nur ausgewählte positive Beispiele von vielen. Skepsis ist immer dort angebracht, wo Nutzer über eine beabsichtigte, intransparente (zum Beispiel kommerzielle) Verwertung ihrer Daten im Unklaren gelassen werden. Die vom Verband BITKOM im September 2015 herausgegebenen "Leitlinien für den Big-Data-Einsatz – Chancen und Verantwortung" weisen hier einen pragmatischen Weg.

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