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Extrasolare Welten: Neue Klasse von Planetensystemen bestätigt

Sonnensystem Kepler-35

Die meisten sonnenähnlichen Sterne in der Milchstraße sind gravitativ an einen anderen Stern gebunden. Im September 2011 entdeckten Forscher erstmals auch einen Planeten in einem solchen Doppelsystem. Ob eine Laune des Weltalls oder nur einer unter vielen, war damals unklar. Nun bestätigen William Welsh von der San Diego State University im US-Bundesstaat Kalifornien und seine Kollegen zwei weitere Planetensysteme der neuen Klasse und rechnen vor, dass es davon viele Millionen in unserer Galaxis geben könnte.

Sonnensystem Kepler-35 | Diese Illustration zeigt das System Kepler-35, in dem ein saturngroßer Planet zwei Sonnen umkreist. Die beiden Sterne mit 80 und 89 Prozent der Sonnenmasse umrunden sich alle 21 Tage. Viele Millionen solcher Systeme könnten in der Milchstraße existieren.

Insgesamt 750 ferne Sonnensysteme nahmen die Wissenschaftler mit der Raumsonde Kepler unter die Lupe. In dieser Stichprobe stießen sie tatsächlich auf zwei Gasriesen, Kepler-34 b und Kepler-35 b, die jeweils einen Doppelstern im Sternbild Schwan umkreisen. Von der Erde aus betrachtet, verdunkeln die beiden auf ihrem Orbit zeitweise ihre Muttersterne. Diese winzigen Helligkeitsschwankungen verrieten die beiden Himmelskörper nicht nur in den Beobachtungsdaten, sondern ließen Welsh und sein Team auch auf deren Eigenschaften schließen.

Kepler-34 b besitzt demnach 22 Prozent der Masse und 76 Prozent des Durchmessers von Jupiter. Für seinen Umlauf um zwei sonnenähnliche Sterne benötigt der Planet 289 Tage. Kepler-35 b verfügt dagegen über 13 Prozent der Jupitermasse sowie 73 Prozent von dessen Radius und umkreist alle 131 Tage ein Paar aus etwas kleineren Sternen (81 und 89 Prozent der Sonnenmasse). Die beiden Himmelskörper befinden sich 4900 beziehungsweise 5400 Lichtjahre von der Erde entfernt.

Basierend auf ihren Ergebnissen schätzen die Autoren, dass rund ein Prozent der engen Doppelsternsysteme einen oder gar mehrere Riesenplaneten beherbergen. "Lange glaubte man, in der Umgebung von Doppelsternen seien die Bedingungen viel zu chaotisch, als dass sich dort Planeten bilden könnten. Nachdem wir nun aber drei solcher Planeten bestätigt haben, wissen wir, dass es möglich – wenn nicht sogar wahrscheinlich – ist, dass es mindestens Millionen davon in der Galaxie gibt", erläutert Welsh.

Bewohnbar dürfte aber wohl keiner der bislang entdeckten Planeten sein. Der erste namens Kepler-16 b ist etwas zu kalt, und die beiden neuen Welten sind viel zu heiß. Zudem ändern sich die Abstände zwischen den Planeten und ihren Muttersternen ständig auf Grund von deren Bahnbewegungen, so dass die eingestrahlte Menge an Sonnenlicht stark variiert. Das Klima ist entsprechend unbeständig: Es wäre vermutlich so, berichten die Forscher, als würden in einem Jahr alle vier Jahreszeiten viele Male durchlaufen, inklusive großer Temperaturschwankungen.

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