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Umweltbelastung: Neue Unkrautvernichtungsmittel setzen alte Pestizide frei

Umweltsünden der Vergangenheit können auf unerwartete Weise wieder zum Problem werden, zeigen Proben aus einem französischen Weinberg. Schuld ist die Nebenwirkung neuer Herbizide.
Pestizideinsatz im Weinberg

Die Rückstände von in Europa längst verbotenen Pestiziden können durch den Einsatz von modernen Herbiziden wieder gefährlich werden, berichten Forscher aus Frankreich. Die Wissenschaftler hatten zuvor die über die Jahre hinweg abgelagerten Rückstände in einem See analysiert. Dabei zeigte sich, dass unter anderem das seit den 1970er Jahren in Europa verbotene DDT und seine Zerfallsprodukte zuletzt wieder vermehrt aus den Böden freigesetzt werden. Das könnte mit dem in den vergangenen Jahren zunehmenden Einsatz von Pflanzenschutzmitteln zusammenhängen, erklären die Wissenschaftler.

Beobachtet haben sie das Phänomen in den abgelagerten Sedimentschichten im Lac de Saint-André, der im Departement Hochsavoyen im Osten Frankreichs unterhalb von seit Langem bewirtschafteten Weinbergen liegt. Man erkennt in den seit 1900 bis 2011 abgelagerten Schichten zum Beispiel deutlich, wann der Einsatz von DDT begonnen und – seit 1972 – wieder eingestellt wurde. Zuletzt allerdings – in den oberen Schichten des Seesediments – steigt die Belastung wieder an.

Die Forscher erklären das vor allem mit Erosionsprozessen: Die Winzer hatten von Beginn der 1990er Jahre an den Gras- und Unkrautbewuchs zwischen den Rebstöcken mit Glyphosat-Herbiziden unterbunden; dies löste offenbar aber ein vermehrtes Abtragen des nun nicht mehr durch Graswurzeln festgehaltenen Erdreichs aus und führte schließlich zur Mobilisierung alter, noch im Boden gebundener Giftstoffe – wie eben DDT oder längst nicht mehr eingesetzter Fungizide. Solche durch Umweltveränderung angekurbelte Prozesse werden gemeinhin unterschätzt, geben die Forscher zu bedenken, wenn die Mobilität von Umweltgiften im Boden über einen langen Zeitraum hinweg eingeschätzt werden müsse.

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